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[ Band 4 Brief 99: Humboldt an Caroline Frankfurt, 8. Dezember 1813 ]
Steuerrat mit 400 zurückgesetzt. Es ist eigentlich gar nicht übel. Wie er in Kassel eingezogen war, weinte er bittre Tränen über die Anhänglichkeit seines Volkes. Plötzlich reitet ein ehemaliger Wachtmeister seiner Garde mit einem langen Zopf vorbei, und er ruft mitten in der Rührung aus: »Was für ein rechtschaffen attachierter Mensch, er hat seinen Zopf behalten!« In seinem Hause tragen alle bis auf den letzten Bedienten nicht nur Zöpfe, sondern solche, als sollten sie zu Mustern für ganz Europa dienen. [Frankfurt], 9. Dezember 1813 Es tut mir leid, daß Du den Winter in Wien bleibst, wo das einförmige, von dem Schauplatz alles Interessanten entfernte Leben Dir nicht gefallen kann. Aber was würde Alexander über die Phrase in Deinem Briefe sagen: »Ich bliebe recht gern in Berlin« Er schlüge die Hände über den Kopf zusammen. Apropos, heute fragte mich der kleine Prinz Wilhelm *), der jetzt hier ist, wo Alexander sei, und wie ich sagte: »in Paris«, antwortete er mit Lebhaftigkeit: »Gott! Da sollte er Napoleon totschlagen!« Wäre das nicht ein hübscher Auftrag für Alexander? 100. Humboldt an Caroline Frankfurt, 10. Dezember 1813 Ich weiß nicht, wie es gekommen ist, daß ich gestern ver- gessen habe, Dir zu schreiben, daß der Kronprinz von Schweden entschlossen war, Lübeck mit Sturm wegzu- nehmen, wenn die Franzosen es nicht von selbst verließen, daß aber das letztere geschehen ist. Die Wegnahme von Hamburg ——— *) Nachmaliger Kaiser Wilhelm I. 192