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[ Band 4 Brief 40: Humboldt an Caroline Prag, 25. Julius 1813 ]
Menschen, will alles selbst machen und läßt daher alles liegen, läßt aus Gutmütigkeit die größesten Mißbräuche zu, und vertändelt eine entsetzliche Zeit mit der Dame, das Ärgernis abgerechnet. Seine ganze Stelle, wie er sie geschaffen hat, ist ein Verderbnis und kann nicht dauern. Ganze Departements, wie das auswärtige, essen ihr Brot in Sünden, weil man sie von nichts unterrichtet, in nichts eingeht und nur müßig ernährt. Kurz, es kann und wird nicht gehen. Allein es ist auch keine Anderung möglich. Denn er müßte fort, da er sich nun einmal gewiß in keinen anderen Gang ein- zwängen läßt. Das einzige, vielleicht noch denkbare wäre, einen Teil der Geschäfte zu retten, indem man sie ihm entrisse. Wer nun, wie ich, gar als Folge seiner Freundschaft mit ihm hineinkäme, wäre gar sehr übel daran. Es wäre unedel, gegen ihn zu handeln, und konsequenter Einfluß würde immer durch seine schlechten Um- gebungen vereitelt werden. Er hat im Lande keinen guten Ruf und kann ihn nicht haben, ich mag schon bei manchen durch meine Verbindung mit ihm verloren haben und habe mich nur der offenbaren Notwendigkeit wegen darüber weggesetzt. Also auch von dieser Seite wäre die Sache sehr schlimm. Indes weiche ich keiner schwierigen Lage aus, nur müßte ich sie doch so sichern, daß ich nicht selbst bloß zu einem Werkzeuge in fremden Händen würde. Wenn jetzt die Unterhandlungen hier aus sind, kommt für mich ein ent- scheidender Augenblick. Ich werde darauf antragen, mich im österreichischen Hauptquartier zu lassen, allein zugleich meinen anderen Zweck betreiben, doch zweifle ich, daß besonders jetzt es gehen sollte. Man wird immer vorschieben, daß ich im Haupt- quartier nötiger sei. Ich schicke Dir, liebes Kind, was Dir gewiß große Freude machen wird, einen langen Brief von Schlabrendorff aus Paris an mich. Der, von dem darin die Rede ist, ist Beguelin. Auch allgemeine Bemerkungen über den Krieg, von denen ich mehrere 79