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[   Band 4 Brief 14:    Humboldt an Caroline    Peilau,  11. Junius 1813,   ]



Zweiter Abschnitt


Im Hauptquartier des Kaisers Franz
                                          11. Juni bis 11. Juli 1813


14. Humboldt an Caroline                   Peilau,  11. Junius 1813,
                                                            um 3 Uhr

Es ist hier das Hauptquartier des Staatskanzlers,
liebe Li, und ich bin um 8 Uhr heute hier an-
gekommen. . . . Lebzeltern und Stadion *) sind un-
endlich freundschaftlich. Ich weiß noch nicht, wo
ich wohnen werde und bin in der größesten Konfusion.
Über die Lage der Dinge kann ich Dir nur sagen, daß ich nicht
zu spät gekommen bin. Aber alles steht auf dem Spiel und muß
meines Erachtens auf die Spitze gestellt werden. Ich bin heiter,
aber doch in großer Bewegung. Ich werde gewiß nichts machen,
was ich selbst mißbilligen müßte. Aber darum kann es auch
brechen so leicht als halten, das sage ich mir immerfort, aber ich
kann nun einmal über bloße Besorgnis meine Ruhe und Heiterkeit
nicht verlieren. Darum sei mir nicht böse. Adieu, liebe, teure
Seele, der Staatskanzler erwartet mich zum Essen. Lebe innigst,
innigst wohl.

———
*) Österreichische Staatsmänner.

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