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[ Band 3 Brief 181: Humboldt an Caroline Berlin, 24. April 1810 ]
Ob dies ein Omen ist, daß ich hierbleiben werde, magst Du selbst entscheiden. Theodor und Hellmuth *) haben mit zwei anderen Kindern, die er nach eigener Wahl mitbringt, beide Feiertage und alle Sonntag bei mir gegessen und spielen nach Tisch im Garten Ball. Wenn ich Dich nur ans Fenster zaubern könnte, ihn mit ausgezogener Jacke in seinen Locken so lustig laufen zu sehen. Bei Tisch amü- sieren mich die Kinder sehr. Sie sind mit Leib und Seele in ihrer Schule, haben da ihre Intrigen, ihren Ehrgeiz, ihre Freund- und Feindschaften, wie andere im Staat, es ist durchaus ein anderes und besseres Leben als bei einem einzelnen Hofmeister im Hause. Theodor bringt mir Kürschner-, Schneider- und Krämersöhne zu Tisch, die aber recht anständig sind, und es ist gar nicht übel, daß er sich früh an einen gewissen Volkssinn gewöhnt. Soeben erhalte ich Deinen Brief vom 26. v. Mts. Es ist sehr sonderbar und hat mich fast traurig gemacht, daß er im Grunde eine Apologie des Verlassens von Italien und meines Bleibens im Dienst ist. Aber wenn Du die Umstände erst aus meinem Briefe vom 14. kennst, wirst Du sicher meiner Meinung sein, und mit dem Kommen nach Deutschland können wir es ja doch, wie wir noch wollen, halten. Es ist einmal sehr möglich, daß mein Brief Dich nicht mehr in Rom gefunden hat. Dann bist Du auch vielleicht, ungeachtet dessen, was ich Dir schrieb, da ich Dir ja immer, wie natürlich, volle Freiheit ließ, dennoch abgereist, und endlich, käme ich auch wirklich nach Italien, könnten wir ja doch im künftigen Frühjahr zusammen zurückgehn. Ob ich aber kommen werde? Ich wünschte es wohl, die Sonne geht da ganz anders unter. Ich denke mir selten etwas anderes bei Italien, und in dem liegt alles. Das beste in jeder Art ist hinter uns, aber im Untergehen liegt unendlich viel. Aber ich glaube an mein eigenes Zurückkommen ——— *) v. Laroche. 380