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[   Band 3 Brief 89:    Caroline an Humboldt     [Rom], 24. Junius 1809   ]


wieder hingeschickt, und seitdem ist diese Vexation unterblieben.
Salicetti reiste den 17. ab und alle [?], so daß vielleicht acht Tage lang
nicht 200 Mann in Rom waren. Man befürchtet Debarkation
der Engländer auf drei Punkten und vor den Pontinischen Sümpfen.
Der König und die Königin von Neapel werden erwartet, kommen
aber immer nicht an. Man glaubt hier Deutschland in offenem Auf-
ruhr. Die Exkommunikation ist in 11 Hauptkirchen angeschlagen ge-
wesen. Die Fulminazion *) ist drei Tage darauf in der Kapelle des
Vatikans, die schwarz dazu ist ausgeschlagen worden, vollzogen.


90. Humboldt an Caroline               Königsberg, 27. Junius 1809

An meinem Geburtstag aß ich zufällig beim König. Die
Königin war krank und blieb in ihrem Zimmer. Der
Prinz von Mecklenburg war, außer den gewöhnlichen
langweiligen Tischgenossen, der einzige Fremde. Es ist sehr viel
über Rom gespaßt worden und die prätendierte Ähnlichkeit von
Königsberg damit; unter anderem gibt es hier eine Art von Dreck-
hügel hinterm Schloß, dessen sich Rauch vielleicht erinnert, und den
ich immer den tarpejischen Felsen nenne. Der Kronprinz, der ein
hübsches, munteres Kind ist und Rom nach den kleinen Kupfer-
stichen von Cipriani wirklich sehr gut kennt, tat die närrischsten
Fragen, die den Vater sowie das ganze Gespräch parodierten.
Gegen mich ist der König immer sehr gut und spricht auffallend
viel mit mir. Den Prinz von Mecklenburg sehe ich einen um den
andern Tag, abends um 11 Uhr. Wir bleiben dann bis Mitter-
nacht zusammen und niemals, ohne von Dir zu reden. Er versichert,

———
*) Bannstrahl.

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