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[ Band 3 Brief 39: Humboldt an Caroline Berlin, 31. Januar 1809 ]
Plan und dann ist er wahrscheinlich, wenn Du dies liesest, schon ausgeführt. Es ist bei Laroche alles hübsch, heiter, gemütlich, einfach und doch nicht ohne Wirkung aufs Herz. Laroche ist übrigens sehr gut gegen mich, und auf die Frau hat Theodor einen sehr guten Eindruck gemacht. Auch spricht er wirklich sehr vernünftig und über sein Alter und vorzüglich sehr vaterländisch. Da ihn die Laroche neulich gefragt, warum er gern hier bleibe, hat er gesagt: »Man findet hier doch Deutschgesinnte.« Die lieben Kleinen, daß sie so viel von Theodor und mir reden Küsse sie unendlich von mir. Wann werde ich sie wiedersehen? Und wo? Sage ihnen che ho una gran gran smania di rividerle e che il loro ritratto è sempre nella mia stanza, vi ho fatto fare una cornicia ed un cristallo ed una piccola cassettina che posso sempre portarlo con me. *) Dein Bild ist auch aufgespannt und freut mich unglaublich. Es steht des Abends in meiner Schlaf- stube an meinem Bett, und des Morgens wandert es mit mir an meinen Arbeitstisch. Ich kann ihm keinen festen Platz geben, weil ich mich ungern von ihm trenne. Nur macht es mich oft wehmütig. Es hat etwas so Duldsames, wenn auch nicht eben Leidendes. Nun bist Du unendlich duldsam. Gott! mit welcher Engelsgüte trägst Du mich und alles in mir. Aber Du leidest doch nur selten, und der Ausdruck des Bildes grenzt immer daran. Doch begreife ich noch immer nicht, wie Madras **) die Sinne gehabt hat, Dich so rein aufzufassen. Freilich hat er doch nur eine Seite Dir abgewonnen, nur das still Einfache, Gütige. Die Begeisterung, das Hohe fehlt durchaus. Allein den ganzen Charakter so ——— *) Sage, daß ich große, große Sehnsucht habe, sie wiederzusehen, daß ihr Bild immer in meinem Zimmer ist; ich habe einen Rahmen und ein Glas und ein Kistchen dafür machen lassen, so daß ich es immer mit- nehmen kann. **) Spanischer Maler. Das Bild ist nicht mehr aufzufinden. 83