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[   Band 3 Brief 13:    Humboldt an Caroline    Erfurt, den 22. November 1808   ]


wird, und die Sehnsucht selbst minder verzehrend ist, wenn der Blick
im Schweifen nach dem, was man vermißt, auf dem schönen blauen
Gebirge mit banger aber doch wieder süßer Sehnsucht ausruht. Ich
besinne mich selbst, wie ich so oft, da Du fort warst, am Soracte
hing und wie es mich dauerte, daß Dich nicht gleich schöne Gegen-
stände umgaben.
Der Waffenstillstand zwischen Schweden und Rußland scheint
gewiß. Sonst hört man hier nichts neues als Anekdoten über die
Kaiserzusammenkunft. Es gibt mehrere Schriften darüber, eine:
»Erfurt in seinem größten Glanze«! Der Napoleonsberg, wo der
Kaiser die Nacht vor dem 14. zubrachte, heißt eigentlich der Wind-
knollen. Wie dies Wort in den dichterischen Beschreibungen lautet
ist göttlich, so z. B.: der Windknollen habe nie geglaubt, so viel
hohe Häupter auf sich versammelt zu sehen! Lebe wohl, teure Seele!
Küsse die lieben Mädchen und grüßt alle andern!
Ewig mit der herzlichsten Inbrunst    Dein H.


14. Caroline an Humboldt       Rom, den 26. November 1808, abends

Heute morgen habe ich Deine beiden Briefe vom 4. und 7.
aus München und Nürnberg erhalten, mein teuerstes Herz,
welches mich unaussprechlich erfreut, und ich möchte sagen
aufgeheitert hat. Ich bin zwar nicht traurig, aber ich bin leidend
gewesen, und Du weißt, daß man da immer ein wenig herunterkommt
und kleinlaut wird.
Das Wetter ist zehn Tage himmlisch gewesen; mit einer un-
beschreiblichen Sehnsucht habe ich die Berge angesehen, die sich
mit allem Reiz ihrer Zauberfarben geschmückt hatten. Gestern waren
es sechs Jahre, wo ich mit Dir und Wilhelm zur Porta del Popolo

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