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[ Band 1 Brief 142: Humboldt an Caroline [Berlin], Sonntag, 20. März 1791 ]
Wonne süßeste gelegt. Nichts gibt diese dauernde Ruhe, als diese Gewißheit des unzertrennlichen Zugehörens, nichts diese Kraft, als diese stete Empfindung des gedoppelten Seins, nichts diese Kraft beglückendster Spannung, als diese ineinander verschmolzene Ein- heit. Nichts entfernt so weit die Besorgnisse für die Zukunft, nichts gibt der Vergangenheit eine so reiche Fülle der Erinnerung, ach! und nichts gewährt dies Entzücken der Gegenwart. Wie ich bei Dir war in diesem Sommer, wenn ich auf Dich sah, und es nun fühlte, daß Du eins bist mit mir, daß nichts mehr uns trennte. Ich beschreib es nicht, was da mich durchwallte. Wo sind die Worte, die diese Fülle des Segens, diese Ewigkeit der Gefühle, diese stille, anspruchlose und in sich genügsame Kraft bezeichnen? Vermocht ich doch kaum es zu denken. Hinsinken konnte ich nur vor Dir und Dich anbeten und mitten im gewissen Gefühl unsrer ewigen Unzertrennlichkeit Dich bitten, mich nicht zu verlassen.— Wenn ich das Leben, das nun bald mein sein wird, mit meinen innersten Neigungen vergleiche, wie ich mich ihrer von meiner frühesten Jugend, von dem Aufleben meines Gefühles an erinnere, so kann ich’s Dir nicht beschreiben, Li, wie es übereinstimmt mit allem, was ich mir je süß und beglückend und wieder groß und schön dachte. So ein stilles, ruhiges Leben, so alles empfangen von einer geliebten, angebeteten Seele, in eine sich ganz versenken, das war immer die stumme, oft selbst nicht verstandene Sehnsucht meines Herzens; und das alles, alles find ich nun in Dir. Nein, Li, nie wird wieder ein Weib einem Manne geben, was Du mir gabst, aber nie wird auch ein Mann eines Weibes sein, wie ich einzig und ewig Dein bin. O! es ist so wahr, daß ich nichts zu fühlen, nichts zu denken vermag, als nur Dich. Nun diese un- unterbrochene Gegenwart, dies ewige Anschauen derselben ewig gleich reichen, gleich blühenden Schönheit, und wenn Du mich nicht liebtest, wenn ich Dir nicht wäre, was ich Dir bin, größer und 433