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[ Band 1 Brief 18: Caroline an Humboldt [Erfurt], den 14. Januar 1790 ]
wollen. Mit Dir, glaubt sie, wäre es eher angegangen. Ich habe so herzlich über den Einfall lachen müssen. Was Du mir über Carl sagst, freut mich sehr. Seine Ruhe, sein Glück gibt dem unsern die Vollendung. Wir müssen alles versuchen, daß er so- lange wie möglich von Berlin bleibt. So brav die Weiber auch sind, so taugen sie nichts für ihn. Er schöpfte immer da seine Ver- stimmung. Ach, heute glaube ich, bist Du bei ihnen. Schreib mir von der ersten Entrevue. Sie muß erbaulich gewesen sein. Was macht die Forster? Mein Herz bewegte sich nach ihr, als ich die Stelle in Deinem Brief las — o es ist ein unaussprechlicher Genuß, das Herz, das man mit so glühender Liebe umfaßt, zur Quelle des Segens und des Trostes für andre werden zu sehen! — Lebe wohl, meine Seele. Papa ist sehr erbaut von Deinem Brief an ihn. Leb innigst wohl. 19. Humboldt an Caroline Dessau, 15. Januar 1790 Nein Lina, nicht Deine Phantasie hat es geboren, jenes Sehnen, jenes Streben Deines Herzens nach Liebe. Es ist Wahrheit, Wahrheit, die uns beide beglückt, und die mich zu dem höchsten Gipfel der Seligkeit hebt. Wenn ich dein Schicksal für eine Gabe danke, wenn eine mich mit innerem Stolze erfüllt und mich gleichmütig auf alles andere um mich blicken läßt, so ist’s, daß mein Herz Sinn hat, Dich zu fassen, und Kraft der Liebe genug, um Deiner hohen, glühenden, einzigen Liebe gleich zu bleiben. Je höher die Liebe, desto voller umfaßt sie das Wesen des andern, und eine große reiche Seele wird nur von einer reichen umfaßt. So ist der Mensch nie mehr, als er Kraft hat, zu lieben. Du 70