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[   Band 7 Brief 164:    Humboldt an Caroline    Schulpforta, 5. Januar 1827   ]


als Kaffee, Butter und Semmel. Er hatte sich das gleich auf-
geschrieben, und ich war kaum im Hause, so waren auch Kaffee,
Butter und Semmel da. Du wirst über das Aufschreiben sehr
lachen. Es hat aber nie ein großer Dichter eine solche Pedanterie
mit Aufschreiben aller Kleinigkeiten getrieben. Auch hat er, als
ich das einemal bei ihm aß, den Puterbraten, so wie uns Bettina
einmal erzählte, vorgeschnitten, daß er aufstand und an einen an-
deren Tisch deshalb ging. Er war aber sehr freundschaftlich und
hat mit mir ausgemacht, uns alle drei Monate zu schreiben.
Daß ich leibhaftig Euryanthe gesehen, daß der Großherzog
hat für mich eigens die Zauberflöte geben lassen, daß ich erst zu
Hause habe den Text lesen müssen, daß ich mich so einstudiert
habe, daß wenig fehlt, daß ich nicht selbst »In diesen heiligen
Hallen« singe, und daß das den ganzen Hof okkupiert und glücklich
gemacht hat, erzähle ich Dir ein andermal.


165. Caroline an Humboldt                     Berlin, 6. Januar 1827

Sehr schön und zart finde ich die Anordnung Goethes hin-
sichtlich des Schillerschen Leichnams. Viel hohes Mensch-
liches und in seiner Erscheinung Göttliches wird dereinst
diese Gruft decken.
Ich denke Dich mir heute ankommend in Burgörner. Aber
schlimme Wege wirst Du gehabt haben. Dein Brief vom 29. ist
noch immer mein letzter von Dir. Wir glauben zu wissen, daß
der Brief aus dem Kabinett eine zusagende Antwort auf Dein
Gesuch um Tegel enthalten habe. Ich gratuliere Dir, Du häufst alle
Kränze des Ruhms auf das liebe Tegel.
Wir leben jetzt hier sehr einsam . . .

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