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[   Band 7 Brief 158:    Humboldt an Caroline    Weimar, 26. Dezember 1826   ]


Goethen habe ich nicht abschlagen können, mich für ihn zeichnen
zu lassen. Ich fahre alle Tage mit ihm im offenen Wagen spa-
zieren, ganz gegen meine Sitte. Doch bin ich wohl. Verzeih,
süßes Herz, daß ich nun also später zurückkomme. Ich habe bei
dieser Reise eigene Gedanken und sehe sie als die letzte an, die
ich so mache. Wir kommen wohl einmal im Sommer hierher.
Ewig Dein H.


159. Caroline an Humboldt                 Berlin, 26. Dezember 1826

Ich bin sehr glücklich gewesen, gestern zwei Briefe von Dir
vom 17. und 19. zu bekommen, teuerstes Herz. Ich weiß
Dich also nun in Weimar. Grüße Carolinen tausend-
mal. Ich habe mich die Tage her des Schreibens möglichst ent-
halten. Der Weihnachten ist für mich nicht so fröhlich ausgefallen,
als ich es hoffte. Am 2 Uhr nachmittags bekam ich wieder den
Brustkrampf. Ich mußte mich zu Bett legen, konnte keinen Bissen
essen, und obgleich ich am Abend erleichterter war, so durfte ich
mich doch nur wenig regen. . . .
Caroline und Gabrielle sind sehr erfreut über unsere Geschenke.
Bülow habe ich die von ihm so sehr gewünschte Zeichnung seiner
Frau und Kinder verheißen. Wach will sie machen, und da wir
ihm gar nichts zu seinem Geburtstag geschenkt, so wird es sich
wohl auch in der Hinsicht ausgleichen.
Deine Reise freut mich eigentlich recht. Du siehst eine Menge
interessanter Menschen. Ich möchte, ich könnte bei Dir sein. Und
daß Du doch noch nach Rudolstadt gehst, ist recht schön. Empfiehl
mich der Fürstin angelegentlich. Aber den 10. oder 11. Januar
wirst Du nicht wohl wieder hier sein können.
Der Prinz Wilhelm, der Sohn, hat seinem Vater, dem König,

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