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[   Band 7 Brief 149:    Humboldt an Caroline    Schulpforta, 14. Dezember 1826   ]


ständen, von der unser erstes Zusammentreffen die erste recht glück-
liche Verkündigung war, in einer langen Reihe von Jahren das
Höchste und Beste, was der Mensch genießen kann, reiner und un-
getrübter geworden, als es auch der Zuversichtlichste erwarten
könnte.
Ich freue mich sehr, Carolinen zu sehen, und besonders da-
rauf, daß es in Jena sein wird. Das Zusammensein mit ihr er-
innert mich immer lebendig, obgleich mit großer Wehmut an eine
schöne Zeit, die doch nicht bloß für uns nicht, sondern auch für
andere nicht wiederkehrt. Die jetzige Zeit mag auch viel Gutes
haben, das ich wieder weniger fühle. Aber das einfache und be-
ständige Leben in Ideen und Empfindungen, wie es damals unter
uns allen, die wir zusammen umgingen, war, ist doch nicht mehr.
Es ist in allen Menschen alles vornehmer und schwerer zu be-
friedigen geworden, das Interesse zersplittert sich mehr, und der
Enthusiasmus, mit dem auch der Haufen damals an Ideen und
Menschen hing, ist dahin.
Ich habe Carolinen geschrieben und werde übermorgen abend
bei ihr sein. Morgen muß ich noch nach Naumburg.

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Ich bin in Naumburg gewesen, teures Kind, und habe dort
die traurige Nachricht vom Unfall des Königs gehört. Sie hat
mich wahrhaft erschreckt als etwas so ganz Unerwartetes und Un-
vorherzusehendes. Ich habe zwar zugleich gehört, daß nach den
Umständen das Befinden so leidlich ist, als man es nur wünschen
kann, indes ist die Kur eines Beinbruchs immer eine höchst un-
angenehme Sache und der gänzliche Mangel an Bewegung bei
einem Fürsten, der sich sonst so viel zu machen gewohnt ist, kann
auch der Gesundheit nicht zuträglich sein. Gerade wie ich in
Naumburg angekommen war und bei Gärtner einen Besuch machte,
war Prinz Karl in Naumburg angekommen. Er hatte einem

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