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[   Band 7 Brief 119:    Caroline an Humboldt     Berlin, 13. November 1824   ]


von Strelitz mit einer Gräfin Auguste von Harrach *) vermählt,
und sie wird den Namen einer Fürstin von Liegnitz führen. Die
Eltern dieser Dame wohnen seit Jahren in Dresden, der Vater
ist ein Bruder des Malteserritters Grafen Harrach, der so gelehrt
im wissenschaftlich praktischen Fach der Heilkunde ist. Die Fürstin
wohnt seit dem 11. im Louisschen Palais über den Zimmern, die
der Prinz Karl bewohnt. Sie soll von sehr angenehmer äußerer
Bildung sein, 23 oder 24 Jahre alt, und viele, Personen, die sie
in Dresden gekannt haben, legen ihr das Zeugnis eines vortreff-
lichen und sehr sanften Charakters bei.
Ich war gestern bei der Gräfin Reede **), um unsere Glück-
wünsche zum heutigen Geburtstag der Kronprinzessin zu über-
bringen. 


120. Humboldt an Caroline             Burgörner, 15. November 1824

Es schmerzt mich sehr, geliebtes Kind, daß ich nicht so an-
gekommen bin, um Dir gleich schreiben zu können. Aber
die Post war denselben Tag abgegangen. Du wirst
nicht gewußt haben, woran es gelegen hat. Leider war es wieder
der grüne Wagen. Ich wollte den 11. von Meyer fortfahren,
er wollte nicht, und er behielt recht. Ich sehe voraus, daß ihm
das wieder einen sehr üblen Ruf machen wird. Man kann von
dem Armen, wie Pindar vom Hiero, sagen: »Entsprühet
Kleines ihm auch, achtet man’s groß an ihm« ***). Wie ich

———
*) Geb. 1800, † 1873.
**) Oberhofmeisterin der Kronprinzessin.
***) Aus Pindars erstem pythischen Siegesgesang. Die Stelle lautet in
der Übersetzung von Professor Schnitzer:
        »Denn entfährt ein nicht’ges Wort dir,
        Achtet die Meinung es groß,
        Weil von dir.«

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