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[   Band 7 Brief 102:    Humboldt an Caroline    Schulpforta, 25. November 1823   ]


schwarm der Schüler auch. Es ist wirklich närrisch anzusehen,
wie es bei solchem Aus- und Einzug im Hofe wimmelt. Der
alte Ilgen ist entzückt. Die Kronprinzessin wußte, daß die Pforta
sie akkomplimentieren würde. Sie hatte in Ilgens Anzug gleich
den Rektor erkannt und die ganze Zeit des Umspannens bloß
mit ihm gesprochen, auch sich eines Münchener Gelehrten, Thiersch,
erinnert, der auf der Pforta erzogen ist. Es scheint auch alles
übrige gut abgegangen zu sein. Nur die 36 Mädchen sind durch
Ungeschicklichkeit dessen, der die Sache anordnete, gar nicht zum
Gespräch gekommen, sondern der Landrat hat ihr Kissen überreicht.
Heute abend ist ein großes Feuerwerk in Merseburg.


103. Caroline an Humboldt                 Berlin, 29. November 1823

Wir haben den gestrigen Tag bestanden. Bestanden kann
man wohl sagen, denn am Abend, wo ich wegen Helenen *)
doch gern die Illumination sehen wollte, war mir ganz
wüst zumut. In der Königstraße, vor der Post, mußten wir
weit über eine Stunde halten, so groß war das Gedränge. Die
Linden und die Wilhelmstraße waren zum Teil sehr schön. Die
Gesandten Zichy und Alopeus hatten sich sehr angestrengt, des-
gleichen die fürstlichen Palais in der Wilhelmstraße. Die Aka-
demie war das schönste. Im unteren Geschoß standen vor jedem
Fenster eine Statue, dahinter ein dunkler Grund. Lichter sah man
nicht, allein die starkbeleuchteten Statuen machten einen magischen
Effekt. Oben waren drei transparents, das mittlere von Wach,
den Kronprinzen in Heldentracht darstellend, mit der Kronprinzessin
auf einem Triumphwagen, vier weiße, gleichgespannte Rosse davor,
und zu beiden Seiten zwei transparents von Schadow und Kolbe,

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*) v. Bennigsen, Nichte von Frau v. Humboldt.

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