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[   Band 7 Brief 66:    Humboldt an Caroline    Magdeburg, 23. Oktober 1822   ]


den Cölnischen, obgleich offenbar kein Vergleich damit anzustellen
ist. Es ist vielleicht etwas, das die Menschen beruhigt und glück-
lich macht, wenn sie so an einem Ort und am Boden, der sie
trägt, hängen und mehr pflanzenartiger Natur sind, es hat auch
wohl etwas Schönes in der Empfindung und gleicht einer uneigen-
nützigen Liebe auch für das weniger Große und Schöne, aber eine
Beschränkung, in der man nicht befangen sein möchte, bleibt es doch.


67. Humboldt an Caroline                 Burgörner, 31. Oktober 1822

Ich habe gestern, süße Li, Deinen Brief vom 26. empfangen.
Du nummerierst ja ordentlich. Ich habe es nicht getan,
da die Trennung ja nur kurz sein wird. Ich glaubte
gestern das Pachtgeschäft fast zum Schluß zu bringen, befinde
mich aber noch weit davon . . .
Von der Vorhetze in Auleben, über die Dunker schon so
weitläufig schrieb, ist er ganz voll, und jetzt ist das ihm eigentlich
die wichtigste Angelegenheit. Er fängt wirklich an, sehr schwach
zu werden. Ich habe heute mittag wieder erst ein Kapitel über
die Vorhetze anhören müssen (es scheint nun ausgemacht, daß wir
bei der Suppe immer hetzen), dann, auch zum zweitenmal, eine
Geschichte, wo er Jungens, die auf Bäume geklettert sind, Holz
zu stehlen, die Schuhe weggenommen und sie dadurch gekriegt hat,
endlich aber auch ein weises Diktum über die Liebe, bei Gelegen-
heit von H. und Juliane (ein ordentliches Gegenstück zu Romeo
und Julia), »die Liebe läßt sich nicht gern binden!«
Alexander dankt Dir unendlich für Deinen Brief, den über
die Künstler habe er noch nicht, er schreibt, indem er sich ent-
schuldigt, daß er Dir noch nicht antwortet, über Deinen Brief:

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