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[   Band 6 Brief 167:    Caroline an Humboldt     Rom, 11. Januar 1819   ]


endlich schön drapiert und wahrhaft grandios beleuchtet. Wie
eben der Zug aus der Kirche ging, ist der Courier angekommen,
der die Nachricht des Todes der regierenden Königin *) von Spanien
gebracht hat. Ist das nicht schauerlich?
Ich verdiene gar nicht, was Du über mein Briefschreiben
sagst, das Schreiben macht mir seit meinem Kranksein eine physische
Mühe, die ich mir gar nicht recht erklären kann, die durchaus
nervös sein muß. Es wird mir immerfort schwindlig und übel
dabei, so daß ich oft aufstehen, ruhen, oder etwas anderes vor-
nehmen muß. Wie sollte ich dabei nur irgend leidlich schreiben?
Aber Deine Liebe, teures Herz, liest nicht allein heraus aus den
Briefen, sie liest auch hinein. . . .
Mehrmalen habe ich nun schon bemerkt, daß 24 Stunden vor-
her, ehe Sturm eintritt, ich ungeheure Schmerzen in den Füßen
empfinde. Dieser Schmerz ist etwas sehr Eigenes, er hat, wenn ich
mich so ausdrücken darf, weniger Körperliches wie ein anderer, aber
er zuckt gleichsam glühend im innersten Gebein. . . .


168. Humboldt an Caroline                      Frankfurt, 15. Januar 1819

Ich habe Dir heute, liebes Kind, eine wirklich außerordent-
liche Neuigkeit zu melden, die aber mehr die Neugierde,
womit ich aber mehr meine, als das Wort gewöhnlich
anzeigt, spannt, als befriedigt. Stell Dir vor, Mittwoch, 13. früh,
bekomme ich eine Estafette aus Berlin, einen einzelnen ganz dünnen
Brief von unbekannter Adresse. Du erinnerst Dich, wer der war,
der im Jahre 1815 Theodorn in seiner damaligen unglücklichen

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*) Marie Isabella, geb. 1797, † 1819, Tochter des Königs von Portugal.

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