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[   Band 6 Brief 119:    Humboldt an Caroline    London, 8. September 1818   ]


gültig, Herrn v. Altenstein zu kränken. Er sei ein verdienstvoller
Mann und mein Freund. Ferner wären ältere Minister, Gene-
rale, die höheren Rang hätten als ich, der Feldmarschall, im Staats-
rat. Wie diese es ansehen würden, daß ich den Vorsitz hätte?
Endlich schaffte man, da ich keine andere Stelle hätte, einen neuen
Posten. Wozu solle das alles? Ich könne als bloßes Mitglied
dieselben Dienste leisten und wäre zufrieden, wenn der König mich zu-
rückriefe und mich als Mitglied, was ich schon sei, fortarbeiten ließe.
Das ist meine wahre Meinung, und ich hoffe, geliebte Seele,
daß Du damit übereinstimmst. Ausschlagen kann ich dies nicht.
Es ist gar kein vernünftiger Grund dazu da, und ich könnte das
Ausschlagen nicht rechtfertigen. Es ist die ehrenvollste Anstellung,
die man mir anbieten könnte, und weit ehrenvoller als ein einzelnes
Ministerium. Es ist sogar recht merkwürdig, daß der Fürst nicht
aufgeben will, daß ich gewissermaßen immer an seiner Seite er-
scheine. Allein ich hätte sehr unklug gehandelt, wenn ich nicht
alle Bedenken erregt hätte, die es hat. Aus Gründen, die es zu
weitläuftig ist, zu schreiben, die Du aber fühlst, ist es mir lieber,
wenn die Sache fällt und ich bloß als Mitglied arbeite. Es wäre,
glaube es mir gewiß, viel besser. Unsere Privatlage wäre etwas
unvorteilhafter, da wir keine Besoldung hätten, allein das scheue
ich gar nicht, und Du denkst, weiß ich, übereinstimmend mit mir darin.
Das Nützliche, was wir aus dem Briefe für unsere Pläne
ziehen können, ist, dünkt mich, folgendes:
1. Ich gehe gewiß nicht nach Aachen. Bernstorff kann nicht
wollen, daß es so aussehe, als müsse er jemand an der Seite haben;
man wird auch mich und ihn, da ich bei uns älterer Minister bin
und er das Departement hat, nicht gern bei demselben Geschäft
zusammenbringen. Wäre die mindeste Idee davon gewesen, so
würde es Rother erwähnt haben.
2. Es ist ebensowenig glaublich, daß man mich zu irgendeinem

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