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[   Band 6 Brief 81:    Caroline an Humboldt     Rom, 14. Mai 1818   ]


tiefsten Schmerzen. Sie muß auch einen sehr wehen Eindruck in
Berlin gemacht haben. Der König frug mich auf dem Ball der
Prinzeß Charlotte, ob Caroline an der Brust leide, und Prinzeß
Luise schreibt mir noch jetzt von Posen, sie hätte nie den Mut
gehabt, mit ihr, die todkrank ausgesehn hätte, diese Reise zu machen,
denn sie würde befürchtet haben, sie auf der Reise zu verlieren.


82. Humboldt an Caroline                   London, 15. Mai 1818

Ich habe keine Briefe von Dir, liebe Li, seit dem vom
25. April, sehne mich aber sehr nach einem . . .
Von Berlin aus herrscht ein tiefes Stillschweigen.
Ich habe auch keine Zeile in Geschäften seit mehreren Wochen.
Vom Staatskanzler nichts, vom Departement nichts, weil, so wie
nur die Ankunft des Staatskanzlers in Berlin als nahe verkündigt
wurde, vermutlich Lottum *) nicht mehr hat schreiben wollen. Du
schriebst davon, daß der Staatskanzler nicht wahr macht, was er
Dir durch mich sagen ließ. Ich glaube, er würde es auf keinen
Fall je getan haben, aber jetzt hat er die Entschuldigung, daß ich
selbst erklärt habe, im vergangenen Sommer, mit Bülow und Schuck-
mann nicht Minister sein zu wollen.
Du meinst den 31. August in Berlin zu sein, geliebte Seele,
tue das nicht. Mache Deine Rechnung auf den 30. September.
Es kann für unser Zusammenkommen früher schlechterdings nichts
helfen, denn vor dem September kann ich auf keinen Fall in
Deutschland sein.

———
*) Karl Friedrich Heinrich Graf Lottum, geb. 1767, † 1841, Staats-
und Schatzminister.

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