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[   Band 6 Brief 73:    Humboldt an Caroline    London, 17. April 1818   ]


findet. Man muß auch mit der Kunst so ausschließend nicht sein.
Mir wäre es allerdings lieber, wenn bei uns selbst mehr geschähe.
Wenn es aber auch an einem andern Orte ist, es gehört immer
Deutschland an. Ich wäre wirklich ungemein begierig, die Künstler
und ihre Arbeiten jetzt in Rom zu sehen. Nach allem, was Du
schreibst, muß es eine neue und merkwürdige Schule sein.
Die fatale Cumberlandsche Geschichte stört mich schon wieder.
Verzeih also, daß ich abbreche.


74. Caroline an Humboldt                           Rom, 20. April 1818

Ich habe jetzt eben Deinen lieben Brief vom 31. März
bekommen, mein teures Herz. Ich bin ganz einverstanden
mit dem, was Du zu tun gesonnen bist, und wie teuer
mir dieser Boden ist, nein, süßes Leben, jetzt ist es nicht Dein Platz.
Wenn sie Dich hersenden, nun dann ist es etwas anderes, dann
tritt eine neue Berechnung ein, aber wenn sie das nicht tun, wie
ich’s nicht glaube, so leben wir in Burgörner bis auf die Zeit,
die Dir der Staatsrat notwendig macht in Berlin zu sein. Das
wäre meine Ansicht. Sogar, wenn Du nicht begehrst, daß ich dahin
komme, wo die Zusammenkunft stattfinden wird, gehe ich, Italien
verlassend, nicht nach Berlin. Ich habe nichts dort zu suchen als
die Kinder, und die können zu mir nach Burgörner kommen. Ich
sehe Dich dann entweder wo die Zusammenkunft ist, oder erwarte
Dich in Burgörner.
Die Äußerungen von Rother sind allerdings nicht unmerkwürdig
und decken an einem Zipfel sozusagen die Lage der Dinge auf.
Ich habe ein sehr deutliches Bild davon in mir, und sage nur aus
Ursachen, die Du erraten wirst, nichts mehr darüber. Es wird sehr

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