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[   Band 6 Brief 63:    Humboldt an Caroline    London, 24. März 1818   ]


zu sagen, spricht sie in lauter Rätseln. Sie hätte mir viel schreiben
wollen, allein es löse sich in einige dürftige Worte auf. Aber
(nun schreibe ich ab) »alle diese Worte lösen sich in den einen
auf — — kommen Sie so bald als möglich zurück — — für uns,
für sich selbst. Nehmen Sie einen Urlaub und schenken uns die
Freude, Sie wiederzusehen — — je mehr Sie zögern, je schwerer,
ja fruchtloser wird dieser sein.« Dann sagt sie, daß sie Stein
viel sieht, und nichts weiter Wichtiges.
Am 21. hat der Prinz-Regent bei mir gegessen, und es ist
alles vortrefflich gegangen. Die Preußische Gesandtschaft wurde
hier ganz mit der Bayerischen und Amerikanischen usf. verwechselt,
daraus mußte man sie ziehen, und ich konnte das am füglichsten
anfangen. Wir waren 16 Personen. Der Regent war aus-
nehmend gütig und sehr lustig. Wir haben von 1/2 8 bis
über 1/2 11 am Tisch gesessen. Bülow meint, das Diner hätte
uns den guten Dienst erwiesen, daß wir auf einmal eingerichtet
sind. Da es nicht an Leuten gefehlt haben würde, die sich gefreut
hätten, wenn etwas mißglückt wäre, so ist es mir sehr lieb, daß
alles so gut gegangen ist. Es war wirklich in meiner Lage, wo
ich alles selbst anordnen muß, nicht leicht. Die Leute des Prinz-
Regenten werden bei solcher Gelegenheit auch gespeist, und bei allen
größeren Diners bekommen alle Bediente und Kutscher der ein-
geladenen Personen eine Karte, eine ordentliche Anweisung, um
ein Quart Bier in dem Hause zu empfangen, aus dem man
gewöhnlich sein Bier nimmt. Dies würde man auf dem Kontinent
für eine sehr bürgerliche Sitte vom Lande ansehen, so für die Leute
zu sorgen. Allein hier vereinigen sich solche Popularitäten mit
der höchsten Vornehmlichkeit.

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