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[   Band 6 Brief 4:    Humboldt an Caroline    London, 14. Oktober 1817   ]


Herzogin. Um 11 war ich wieder hier. Die Angelegenheit der
Herzogin hoffe ich endlich zustande zu bringen, doch sind noch eine
Menge Schwierigkeiten dabei zu heben.
Die Herz ist also in Italien. Sie hat das sehr vernünftig
eingerichtet. Sie ist immer stärker darin, sich die Dinge zu ver-
schaffen, als sie zu benutzen.


5. Caroline an Humboldt                            Rom, 18. Oktober 1817

Zum 18. Oktober ist heut hier ein furchtbar Wetter. Seit
Mitternacht blitzt und donnert und regnet es in einem
fort. Die Deutschen haben ein Diner in der Villa
Bolognetti vor Porta Pia veranstaltet. Lokal und Aussicht sollen
ungemein schön sein. Allein heut wird man sich nur an der Erin-
nerung des großen merkwürdigen Tages ergötzen können. August
ist auch dort. Am Abend sind dann die meisten Preußen bei Niebuhr *).
Nicht alle. Auch da gibt es faveur und défaveur, was, dünkt mich,
an einem Tage wie dieser nicht sein sollte.
Donnerstag, der einzig schöne Tag, den wir seit acht Tagen
hatten, waren wir auf der Via Appia. Wir konnten in dem
Casale, wo der Fahrweg aufhört, niemand finden, noch vom Felde
errufen. Allein mußten wir den Übergang über die Mauer suchen,
und allein wanderten wir bis gegen Torre di mezza via unter den
verfallenen Gräbern. Es ist eins der größten Bilder der Zerstörung,
die man irgend sehen kann, und erfüllt das Gemüt mit süßer und
tiefer Wehmut. Denn süß ist es, daß alles Irdische vergeht, daß
das Schöne, das Hohe, das Große und Edle aufgelöst in den

———
*) Barthold Georg Niebuhr, geb. 1776, † 1831, Geschichtsforscher und
Staatsmann, 1816—1823 Gesandter in Rom.
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