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[   Band 5 Brief 169:    Humboldt an Caroline    Berlin, 14. Julius 1817   ]


Ende August zusammen und gehe erst dann wahrhaft nach
England.
Bei England fällt mir ein, daß ein Engländer, Stapleton *),
auf des Herzogs von Cambridge **) Empfehlung in unsere Garde
gekommen ist. Er diente schon im Kriege als freiwilliger Jäger,
war aber vorher und auch nachher ein sehr wilder Student. Als
solcher mietete er sich in ein Gartenhaus in Göttingen ein, in dem
die arme Charlotte wohnt, die ich in Pyrmont kannte, und die
mir nach Wien schrieb, und geriet in eine solche Verehrung und
Freundschaft zu dieser, daß er nicht bloß ganz zahm und still und
ordentlich wurde, sondern zum größten Ärger seines sogenannten
Hofmeisters und seiner Freunde den ganzen Winter im Garten-
hause wohnen blieb. Jetzt wünscht er sehr, mich kennen zu lernen.
Reiten soll er so wunderbar, daß Kraft sich hat sein Ehrenwort
geben lassen, daß er sich nicht eher will zu Pferde sehen lassen,
bis er menschlichere Manieren darin angenommen. Mit dem Neigen
von Herzen zu Herzen ist es doch sehr sonderbar.
Du hast nun längst die Beleuchtung der Peterskuppel wieder
gesehen. Man zählte so herrlich die Jahre seines Aufenthalts in
Rom daran. Ich bin sehr begierig auf Deine Schilderung von
Ischia und dem Leben dort. Dem Meer wochenlang so nahe zu
sein, möchte ich nur noch vor meinem Tode erleben. Es muß unbe-
schreiblich anziehend sein, aber man muß so wohnen, daß man es
immer sieht und täglich auch dazu hingeht.
Es ist sehr schön, daß Du den teuren Grabesfleck wieder er-
neuern und verschönen willst. Die holden Knaben ruhen da so
schön, ich gestehe, ich wollte es ginge uns auch so. Ich erinnere
mich gar wohl, was Du mir darüber gesagt hast. Auch ist das

———
*) Vgl. Einleitung zur Neuausgabe der »Briefe an eine Freundin«,
S. IX, von Albert Leitzmann.
**) Adolf, Herzog von Cambridge, geb. 1772, † 1850.

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