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[   Band 5 Brief 43:    Caroline an Humboldt     Berlin, 12. Oktober 1815   ]


bestimmte Sache. Am Morgen ließen wir das Bett hintragen,
alles übrige war vorbereitet. Adelchen frühstückte à la fourchette
zu Hause und begab sich um 2 Uhr allein in ihre Wohnung.
August hat erst hierher kommen müssen, um sich zu orientieren, er
hatte die Zimmer nicht finden können, in denen Adelheid ihn er-
wartete. Er kam aber nicht herein, sondern erst später mit Adelheid
zurück, wo er dann hier aß, und die Mutter, Tante und Schwester
den Abend hier zubrachten. August ist ganz unverändert im Aussehen.
Er fand Adel sehr schön und blühend. Sie ist es auch wirklich mehr
noch, als da er ging. Am Abend, wie er nach Hause ging, kann ich
Dir nicht leugnen, war es mir sehr weh, sie von mir zu lassen.
Ich schicke Dir heut, liebes Herz, eine Kiste mit dem hierbei
bezeichneten Silber. Die Leute machen mir alle bang und sagen,
sowie die Truppen den Rücken gewendet haben würden, so werde
der König gewiß auch gehen müssen, und folglich auch Du. Ach,
wie möchte ich bei Dir sein, mein liebes Herz, um alles mit Dir
zu teilen, was Dir irgend begegnen möchte!
Ich bin außerordentlich begierig, wie das mit den venetianischen
Pferden ablaufen wird, und fände es ein arges Dementi, wenn sie
nun stehen blieben. Allein die Art des Wegnehmens will mir nicht
recht gefallen. Bei uns und in Italien nahmen die Franzosen
nicht die Nacht. Warum denn die, die ihr Eigentum wieder nehmen?
Ich vermisse unendlich oft das wahre Gefühl von Würde und Recht
in den Dingen, die geschehen.
Verzeih mein unterbrochenes Schreiben heut, ich will auch
lieber aufhören. Ich habe einen kranken Bedienten. Nun kommen
heut tausend Sachen zusammen und ein ewiges Ein-und-aus-laufen
wegen Adels noch nicht eingerichteter kleiner Wirtschaft.
Adieu, geliebtes Herz. Ewig Dein.

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