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[   Band 5 Brief 25:    Humboldt an Caroline    Paris, 6. September 1815   ]


dung zahlt, daß aber nun auch alle Einmischung in die französische
Administration aufhören soll. Altenstein ist, um das einzurichten,
bei Blücher gewesen und hat den Alten, wie Grolman sehr ver-
nünftig und nachgiebig gefunden. Es kommt wirklich sehr oft nur
auf die Art an, die Dinge zu machen. Auch mit dem Betragen
der Truppen sollen die Einwohner sehr zufrieden sein.


26. Caroline an Humboldt                Berlin, 4. September 1815

Mein teures Herz!
Dein am Freitag empfangener Brief vom 22. August hat
mir sehr viel Freude gemacht. . . .
Was Du mir von Schlabrendorff sagst, hat mich
nicht so sehr frappiert, als Du glaubst. Wenn man, wie er, sich
das ganze Leben hindurch mit einer Lieblingsidee und noch dazu
mit einer so schönen wie die einer freien Verfassung für ein großes
Volk beschäftigt hat, so scheidet man nicht davon, besonders nicht
an der Neige des Lebens. Auch muß das deutsche Wesen ihm
doch fremd geworden sein, denn da dem Menschen die Allgegen-
wart nicht gegeben ist, so kann er sich nicht hineindenken und sieht
nur noch die Zeiten Friedrichs des Großen hier.
Es ist doch eigentlich unbeschreiblich, was mit dem bloßen
Sein in einem deutlich wird, und alles, was auch über den Geist
einer Zeit oder einer Nation geschrieben wird, belebt einen nicht
so mit einem klaren Erkennen als das Dasein, die Gegenwart, die
verschiedenartigen Berührungen, in die man kommt.
Ich muß mich wundern, wie Gneisenau die Berliner nicht mehr
kennt, um nicht zu ahnden, welchen Eindruck sein Sitzen und Arbeiten
in den Konferenzen gemacht hat und noch macht. Daß er zum Minister
der auswärtigen Angelegenheiten bestimmt sei, habe ich nicht sagen

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