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[   Band 5 Brief 14:    Humboldt an Caroline    Paris, 9. August 1815   ]


Meinungen wenigstens fast gleich geteilt sind. Unsere wahren
Gegner sind die Russen. Rußland will nichts von Frankreich ab-
reißen. Österreich stimmt wenigstens für einige Abtrennungen.
England scheint noch nicht ganz entschieden, ist aber weit mehr
gegen als für unsere Meinung. Ich habe ein mémoire gemacht,
das, glaube ich, eine meiner besten Arbeiten ist. Daß die Sache
schnell zum Ende komme, ist fast notwendig. Du kannst nicht glauben,
in welche widrigen Verhältnisse die Verschiedenheit der Gesinnungen,
die unter den Alliierten gegen Frankreich herrscht, führt, wie das
Böse auf alles einwirkt, und wie daher Verwicklungen entstehen,
deren Folgen sich kaum absehen lassen. Auch nach der Beendigung
können doch immer Truppen in einem Teil von Frankreich stehen
bleiben, und vermutlich ist dies sogar ein Teil des Endarrangements
selbst. Preußen ist in der Tat und auch in der Meinung der Fran-
zosen diesen am meisten entgegen. Du kannst Dir also selbst denken,
wie wenig lieblich meine Lage ist, aber noch weit mehr sein wird,
da ich jetzt doch nicht allein mit diesen Dingen zu tun habe, aber
als Gesandter alles selbst betreiben muß. Jetzt, muß ich gestehen,
lassen mich die Leute es noch weniger fühlen, als ich manchmal
selbst begreifen kann. Aber jeder von uns zieht sich auch mehr
zurück und geht weniger in Gesellschaft als sonst. . . .


15. Caroline an Humboldt                  Berlin, 10. August 1815

Mein teures Herz!
Gestern bin ich durch Deinen lieben Brief Nr. 11 sehr
erfreut worden. Ich eile mich, heute den wichtigsten
Punkt, nämlich unser Zusammenkommen, zu beantworten.
Du wünschest es, ich wünsche es auch, und nur der Umstand mit

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