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[   Band 5:    Überblick   ]


zu entscheiden und mit dem alleinigen Vortrag beim König« wie
Humboldt vorschlug — zu bescheiden, und es ist verständlich, daß
gegen den, der ihm ein solches Opfer zumutete, eine gewisse Ab-
neigung erwachte. Rätselhaft aber scheint es, wie nach den Worten
und Handlungen Humboldts auch bei Hardenberg der Verdacht
auftauchen konnte, Humboldt strebe selbst nach dem Kanzlerposten.
Solange noch eine persönliche Berührung stattfand, sind bei Harden-
berg auch keine Mißstimmungen hervorgetreten, denn Humboldt,
dessen Gefühle für Hardenberg unverändert freundschaftlich blieben,
erwähnt in seinen Briefen öfter — noch bei der letzten Begegnung
in Karlsbad, Mitte August 1817, — des Kanzlers »immer gleich
bleibende Freundschaft und wirkliche Zärtlichkeit«. Während der
dann folgenden langen Abwesenheit Humboldts hat wohl Ver-
leumdung, der Hardenberg stets zugänglich war, das ihrige getan,
ein Mißtrauen in ihm großzuziehen, das sich später in dem Bestreben
äußerte, Humboldt von Berlin fernzuhalten.
Von den erregten Debatten in der Steuerkommission geben
Humboldts Briefe uns wieder Kunde, denn Mitte April 1817
hebt eine neue lange Trennung und damit unser Briefwechsel wieder
an. Das bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Leiden der Tochter
Caroline bedingte den Gebrauch der Bäder auf der Insel Ischia,
und so machte sich Frau v. Humboldt mit den Töchtern in Be-
gleitung des jungen Hedemannschen Paares nach dem vielgeliebten
Süden auf. Juli und August wurden auf der Insel Ischia zu-
gebracht, dann ging es nach Rom.
Humboldt verließ Berlin Ende Juli, ging über Burgörner
und Schlesien, wo er das als Dotation vorgeschlagene Gut Ott-
machau besichtigte, zu Hardenberg nach Karlsbad und harrte dann
in Frankfurt seines Kreditivs, um nach England abzugehen. Mitte
September erst konnte er aufbrechen. Er reiste über Brüssel,
Amsterdam und Rotterdam und schiffte sich am 3. Oktober in

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