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[   Band 5:    Überblick   ]


durch die Verlobung der Tochter Gabriele mit Bülow, Humboldts
Legationssekretär, erhöht wird, spiegeln die Briefe Frau v. Humboldts
und der jungen Braut an Adelheid Hedemann wieder *), und wir
können uns die Heiterkeit in diesem harmonischen Kreise nicht
hinreißend genug denken.
Aber nur fünf Monate war es der Familie vergönnt, in Frank-
furt so vereint zu bleiben. Humboldts Vertreter in Paris, Graf
K. H. F. Goltz **) (nicht zu verwechseln mit dem vorerwähnten
Bundestagsgesandten) war dem französischen Kabinett bequem, und
Richelieu hatte schon in einem Schreiben vom 31. August 1816
Hardenberg gebeten, ihn dauernd als Gesandten in Paris zu
lassen unter dem Vorwand, daß sich an Humboldt zu viel
kränkende Erinnerungen wegen der demütigenden Friedens-
unterhandlungen knüpften. Hardenberg gab diesen Wünschen,
die auch von Rußland unterstützt wurden, nach, und bestimmte
Humboldt Ende Oktober 1816 zum Gesandten in London, forderte
ihn aber gleichzeitig auf, bei den Beratungen über die Finanz-
verfassung und die Konstitution in Berlin zugegen zu sein.
Am 11. Januar 1817 verlassen Humboldts Frankfurt, be-
suchen in Weimar Goethe, verweilen kurz auf den thüringischen
Gütern und treffen Anfang März in Berlin ein.
Hier erwarten Humboldt allerlei Auszeichnungen: Die
längst verheißene Dotation wird ihm durch Kabinettsorder vom
13. März 1817 zugesichert: Humboldt soll selbst eine Besitzung
mit einem Ertrag von 5000 Talern wählen. Ferner wird er zum
Mitglied des neugegründeten Staatsrats und auch der Verfassungs-
und Steuerkommission ernannt.
Humboldt fand die Lage des Preußischen Staates in der Nähe

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*) Siehe Gabriele v. Bülow, ein Lebensbild.
**) Karl Heinrich Friedrich Graf v. der Goltz, geb. 1772, † 1822, zuerst
Militär, Adjutant Blüchers, 1810 Gesandter in München, 1814 in Paris.

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