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[   Band 4 Brief 275:    Caroline an Humboldt     Berlin, 11. Mai 1815   ]


in Wien gemerkt haben mag? Selbst Deine Leute, das Fahren da
hinaus, die Pistolen usw. Gott Lob, daß es glücklich abgelaufen
ist, wiederhole ich noch einmal.
August geht, wie es nun heißt, den 18. Also erlebt er den
Geburtstag der geliebten Frau hier, den 15. Geburtstag.
Was um alles, mein geliebtes Wesen, sagst Du denn zu den säch-
sischen Regimentern? *) Das ist eine fatale Geschichte, und es spricht
sich da ein sündhafter und böser Geist aus. Wie mag der alte Papa
Blücher geflucht haben. Er sich retirieren! Er hat seiner Frau
geschrieben, ein Stein sei ihm so hart an dem Kopf vorbeigeflogen
und sei so groß gewesen, daß, wenn er ihn getroffen, er unstreitig
tot geblieben wäre.
Jemand sehr wohldenkendes hat Körners aus Dresden her
geschrieben: »Dies alles ist von denen angezettelt und fermentiert,
die die Urheber unseres Unglücks sind, Gersdorff und Langenau«.
Ich habe doch gedacht, ich müßte Dir diese Äußerung mitteilen.
Heute breche ich ab und umarme Dich aus ganzer Seele.


276. Humboldt an Caroline                        Wien, 12. Mai 1815

Es ist ein sehr unangenehmes Ereignis geschehen, liebe Li,
es ist nämlich eine förmliche Rebellion der sächsischen
Truppen gegen uns in Lüttich ausgebrochen. Blücher,
Gneisenau und das Hauptquartier haben sich durch Hintertüren
müssen aus dem Hause und so aus der Stadt retten. Die Veran-
lassung hat die von uns intendierte Teilung der Armee nach der
Teilung des Landes gegeben. Man hatte den Fehler begangen,
eher von dieser Teilung zu reden, als man sie wirklich vornahm.

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*) Vgl. unten.

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