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[   Band 4 Brief 272:    Caroline an Humboldt     Berlin, 4. Mai 1815   ]


Der Brief des Schatzes hat mich doch gerührt. Die Schrift-
züge eines Menschen, den man viel gekannt, den man geliebt, und
von dem man viel erwartet hat, haben etwas sehr Rührendes. Ich
freue mich, wenn seine Pension gesichert wird, wünsche aber doch,
ihn nicht wieder zu sehen. Die Wehmut ist nur schön, wenn volle
Haltung dabei ist, und die hat er nicht und kann sie nie wieder haben.
Adieu, geliebtes, teures Herz.


273. Humboldt an Caroline                       Wien, 5. Mai 1815

Die Unterhandlungen mit Sachsen, die man von unsrer Seite
äußerst beschleunigt, und zu der sich mehrere andere,
wenngleich weniger wichtige, gesellen, erschöpfen dergestalt
alle meine Zeit, mein süßes Kind, daß ich auf Deinen lieben Brief
vom 29. schlechterdings nur diese wenigen Zeilen sagen kann. Die
Geschäfte gehen jetzt schneller, das ist mein Trost, denn das führt
mich Dir bald und auf jeden Fall früher zu.
Lebe innigst wohl, umarme alle Kinder. Ewig Dein H.


274. Humboldt an Caroline                      Wien, 5. Mai 1815

Ich schrieb Dir heute um 2 Uhr schon einige Zeilen, liebe
Li, und glaubte, ich würde nichts mehr hinzufügen können.
Ich höre aber jetzt (es ist 8), daß der Kurier erst morgen
weggeht, und so schreibe ich Dir noch einmal.
In dieser Zwischenzeit bin ich genötigt gewesen, etwas vor-
zunehmen, über das Du Dich nicht genug wirst verwundern können,
was ich Dir aber nur unter dem Siegel des größten Geheimnisses

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