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[   Band 4 Brief 253:    Humboldt an Caroline    Wien, 17. März 1815   ]


Frankreich unterwirft. Man schwieg einen Augenblick. Ich sagte:
»Was wir 1813 getan haben, und was jetzt ausgesprochen ist, kein
Friede und kein Waffenstillstand mit ihm.« Dann fielen die anderen
bei, und nun sprach Wellington sehr vernünftig. Er wird kom-
mandieren.
Adieu, süßes, teures Kind. Ich kenne Dich. Es wird Dich
schmerzen, aber Du hast den wahren Haß und die wahre Liebe, es
muß einmal rein ausgemacht werden, und wie die Dinge stehen,
wozu kann man das Leben besser anwenden?
Ewig Dein.


254. Humboldt an Caroline                     Wien, 19. März 1815

Ich habe, liebe Li, Deinen Brief vom 14. bekommen und
mit inniger Freude gesehen, wie Du das Ereignis mit
Napoleon aufnimmst. Ich dachte mir gleich, daß es
Dich auf keine Weise niederschlagen würde. Unsere Nachrichten
aus Paris gehen nur bis zum 11., nach diesen erwartete man mit
Gewißheit, daß Napoleon nach Lyon gekommen sein würde. Diesem
nach sollte man ihn für den Meister von Frankreich halten.
Mein System, weil ich gern habe, daß Du genau weißt, was
ich denke und beabsichtige, ist, daß wir ganz ehrlich und treu, aber
freilich immer mit vorzüglicher Rücksicht auf unsere Selbst-
verteidigung, Napoleon bekämpfen; daß wir uns aber dazu alle
Mittel gehörig sichern und daher jetzt Sachsen nicht herausgeben;
und daß wir während des Kampfes einen ordentlich geregelten
Einfluß auf Deutschland ausüben, und endlich, daß weder
wir noch unsere Verbündeten uns die Hände gegen die Bourbons
binden und ohne Not Verbindlichkeiten übernehmen.
Wie viel oder wenig ich davon durchsetzen werde, weiß Gott,

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