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[   Band 4 Brief 240:    Humboldt an Caroline    Wien, 12.Februar 1815   ]


Vergrößerung. Mich freut alles sehr, was ihn betrifft. Er
war schon immer sehr freundlich und nachsichtig, als wir im
Elephanten wohnten und wirklich einige Nachsicht brauchten.
Gott! welche schöne Zeit, und wieviel ist seitdem dahin, zerrissen
und gestört!
Oranien nimmt den Königstitel an.
Was Preußen eigentlich erhält, damit halte ich Dich nicht
auf, weil es, wenn dieser Brief ankommt, bereits in Zeitungen
stehen wird.
Dem König hat es sehr leid getan, daß wir Leipzig nicht
haben, und wirklich rein als Ehrenpunkt. Auch hat er darin ganz
recht. Allein jetzt war dies Bedingung aller Mächte, ohne die
sie nicht abgeschlossen hätten. Eine Idee wird jedoch der König
noch ausführen. Er wird sich nämlich, gemeinschaftlich mit Öster-
reich, einen Platz auf dem Schlachtfeld von Leipzig ausbedingen,
um ein Monument darauf zu errichten und ein Invalidenhaus für
in der Schlacht verwundete Krieger aller Nationen darauf zu
stiften. Es ist wirklich eine schöne Idee.
Wie Metternich bei allen jetzigen Verhandlungen, wo unter
so vielen, zum Teil gar nicht einfältigen Gesandten politische
Taschenspielerkünste nicht mehr für Verstand und Talent gelten,
herunterkommt, davon hast Du keinen Begriff. Bei einer großen
Sitzung von 20 Abgeordneten neulich (der ersten, der Wellington
beiwohnte) ging es so weit, daß man sich als Deutscher schämen
mußte. Er hatte die Arbeit des Schweizer Komitees fünf Wochen
bei sich behalten, brachte sie nun, da doch sein Gesandter im
Komitee gewesen war, mit plötzlichen und bedeutenden Abände-
rungen (die freilich nicht er, sondern Wessenberg gemacht hatte) vor
und konnte schlechterdings nicht einmal Rede und Antwort geben,
worin die Änderungen beständen, weil er weder den Rapport des
Komitees noch Wessenbergs Änderung gelesen hatte. Man hat

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