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[   Band 4 Brief 237:    Caroline an Humboldt     Berlin, 9. Februar 1815   ]


aufs Weggehen, und ich möchte, daß der König dem Alten hier
einen Wirkungskreis anwiese. Sie habens nicht verdient, so un-
glücklich zu werden, und der Name hat einiges Gewicht und Anhang
in Deutschland.
Verschaffe mir ja Grolmans *) Bekanntschaft, wenn er zurück-
kommt, und sage ihm ein Wort, das die Herzen aufschließt. Es
muß sich alles Gleichgesinnte jetzt finden, und den wichtigsten aller
Bunde, den der Geistes- und der Sinneseintracht, den muß man
überall fördern von Deutschen zu Deutschen.
Ich breche hier ab. Lebe wohl, mein süßes Herz. Ewig Dein.


238. Humboldt an Caroline                  Wien, 5. Februar 1815

Mit den Geschäften, die uns am meisten interessieren, bleibe
ich dabei, daß sie in kurzem abgemacht sein werden, und
sehe noch immer die Abreise der Souveräne in diesen
Monat. Recht gut wird die Sache nicht, weil Sachsen immer
geteilt wird, wir Leipzig höchstwahrscheinlich nicht erhalten, doch
natürlich Wittenberg und Torgau, und weil also immer nichts recht
und nichts ganz ist. Allein wir werden dennoch zehn Millionen
Untertanen haben, ungefähr zweieinhalb um den Rhein herum,
unsere alten westfälischen Provinzen mitgerechnet, und siebeneinhalb
um Elbe, Oder und Weichsel. Denn wir haben nun ganz eigentlich
zwei Preußen. Es wird aber schwerlich so in der Länge bleiben.
Das Unnatürliche setzt sich in Gleichgewicht.
Das Vernehmen mit Österreich ist, meiner Meinung nach,
recht tief untergraben. Metternichs Benehmen hat den König
und den Kanzler unversöhnlich erbittert. Beide sind ganz entgegen-
gesetzte, immer durchaus rechtliche, durchaus wahre Naturen. Allein

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*) Vgl. S. 110.

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