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[   Band 4 Brief 210:    Humboldt an Caroline    Wien, 9. November 1814   ]


Machwerk, auch sein eigenes, gering achten und kann nur den
Weltgang und das Schicksal ehren.
Ich muß schließen und zu einer Privataudienz zum König
von Württemberg gehen. Er hat mir sehr naiv sagen lassen, daß
er mich kennen zu lernen wünsche, und es kam ungefähr so heraus,
als hätte er bisher nichts recht von mir gewußt und höre nun auf
einmal einen gewissen Spektakel von mir auf dem Kongreß. Auch
Talleyrand hat mir vor einiger Zeit gesagt, que j’etais un homme
terrible. Du siehst, daß ich den Herren wenigstens nicht gleich-
gültig bin.
Lebe wohl, inniggeliebte Seele.


211. Caroline an Humboldt                  Berlin, 14. November 1814

Mein süßes Herz!
Heut schicke ich Dir Danksagungsadressen der Kinder, sie
sind selbst darauf gekommen, Dir zu danken, weil sie sich
so sehr glücklich hier finden. Es sind sehr liebe Kinder.
Die Reck und Tiedge und die Herz tranken vorgestern abend
Tee bei mir. Die Reck ist wie immer, predigt statt zu sprechen,
allein da die Dinge in der Welt, die eben vorgegangen sind, so
unendlich groß und ergreifend sind, so ist das Predigen nicht so
lächerlich, als wenn es über Pillen und Tropfen geschieht. Diese
Pillen und Tropfen werden übrigens nebst einem Gläschen
Malaga zu ebendenselben unwandelbaren Stunden genommen, wie
vor acht Jahren.
Die Bagration und die Sagan als puissancen sind gar
drolligt, und Du schreibst gar hübsch darüber.
Mein liebstes Herz, wenn ich Dir mit der Pappelallee weh-

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