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[   Band 4 Brief 193:    Caroline an Humboldt     Coppet, 28. August 1814   ]


Gegen mich ist sie liebreich und gut, demohngeachtet hat sich
die Verschiedenheit unserer deutschen und französischen Natur tief
offenbart.
Meine Brust erholt sich merklich, und in dem Maße heben sich
auch meine Kräfte. Ich bin in Chamounix zur Verwunderung der
Führer gut gegangen. Für heute adieu, mein teures, liebes Herz.
Ewig Dein.


194. Humboldt an Caroline               Wien, 9. September 1814

Ich bin wie neugeboren, liebe Li. Ich habe endlich heute
einen Brief von Dir bekommen, Nr. 8 vom 28. August.
Du siehst daraus, daß einer, den Du aus Genf geschrieben,
bis jetzt nicht angekommen ist. Ach, innigliebe, süße Seele, Du
bist mir wie wiedergegeben. . . .
Du bist sehr gut, teures Kind, Dich zu freuen, daß man mich
in Deutschland gern bei den öffentlichen Angelegenheiten sieht. Mir
ist alles in der Art eine große Genugtuung, und es ist eins der
glücklichsten Gefühle für mich, wenn ich denken kann, daß Du auch
vor den Menschen Dich gern mein nennst und gern meinen Namen
trägst. Wenn ich selbst eine Frau wäre, wäre es mir vielleicht
gleichgültig, auch einen in der öffentlichen Meinung nicht weiter
geltenden Mann zu haben. Aber daß Du die Freude, die aus
dem Gegenteil entspringt, entbehrtest, hätte ich sehr ungern gehabt,
und wenn man von Antrieben reden darf, die nicht in der Sache
selbst liegen, so ist mein bester und triftigster, der mich auch nie
verläßt, der Gedanke an Dich.
Dabei gelte ich am liebsten in Deutschland, denn ich bin echt
deutsch und könnte nie anders sein. Ich bin von dieser Seite schon
in ziemlicher Tätigkeit jetzt hier, aber es wäre viel darüber zu sagen.

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