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[   Band 4 Brief 183:    Humboldt an Caroline    London, 27. Junius 1814   ]


Die Sachen stehen so: Ich reise den 30. von hier mit dem
Kanzler ab und bin, wenn uns nichts aufhält, vermutlich den 3. in
Paris, von dort reise ich wahrscheinlich schon am 5. mit dem König
nach Neufchatel, wo ich den 8. ankomme. Der König bleibt, seinem
Plan nach, dort nur zwei Tage und geht dann über Bern nach
Schaffhausen, wo er am 13. sein will. Ob ich nun werde diesen
Weg mitmachen müssen, weiß ich nicht. Ich glaube es nicht, da
er mich nur wegen der Geschäfte mitnimmt, ist es aber auch, so
komme ich doch von Schaffhausen zu Dir nach Bern zurück. Dies
alles, daß ich Dich sehe und ein paar Tage mit Dir bin, ist gewiß
und kann nicht leicht wieder eine Abänderung leiden.
Nun aber das Schönere, aber noch Ungewisse: Du weißt,
daß der Kongreß auf den l. Oktober hinausgesetzt ist, auch daß
man auf dem Kongreß die deutsche Verfassung in Ordnung bringen
will. Nun haben Münster, der Perfide *) und ich seit Dijon ge-
arbeitet, diese Angelegenheit geschwinder zu fördern, immer aber
haben sich unübersteigliche Hindernisse entgegengestellt. Jetzt bin ich
auf den Gedanken gekommen, daß vom 1. August an ein Komitee
sich in Wien versammeln könnte, die Sache vorzubereiten, und dies
habe ich vorgeschlagen. Wird dies angenommen, so bleibe ich gleich
in der Schweiz und kann bis zum 20. Juli bei Dir sein, wie es
der anfängliche Plan war. Ich freue mich unendlich, dies aus-
gefunden zu haben, und bin im voraus glücklich in dem Gedanken,
vierzehn Tage ruhig mit Dir zu leben.
Hedemann geht mit dem Prinzen nach dem Haag. Soviel
für heute. Lebe wohl.
Ewig Dein H.

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*) Der hannoversche Hardenberg.

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