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[   Band 4 Brief 152:    Humboldt an Caroline    Dijon, 4. April 1814   ]


Ich lege Dir ein Exemplar bei. Es scheint aber danach nicht, als
wenn eine Garnison in Paris geblieben wäre. Die beiden Sou-
veräne haben unstreitig die Armeen gleich weiter begleitet. Von
unserm König weiß ich es bestimmt.
Ich habe nun also, wenn, wie wohl kein Zweifel ist, die
Bourbons jetzt wieder den Thron besteigen, ihr Ende und ihr
Zurückkehren in Frankreich gesehen. Allein ein eigenes Schicksal
ist es, das ich habe, daß ich bei keinem Revolutionstag zugegen
bin. Immer kam ich einige Tage oder Wochen später nach Paris,
oder ging ebensoviel früher fort.
Unendlich viel gäbe ich darum, Dich jetzt sprechen zu können.
Ich hätte Dir, dünkt mich, unbeschreiblich viel zu sagen, und selbst
nur zu sprechen über das, was vorgegangen ist, vorgehen wird, es
zu vergleichen mit dem, was wir erlebt, gesehen haben. Nur
Geduld! Der Zeitpunkt kann nicht fern sein, ich begreife kaum,
wie wir, wenn Napoleon nicht wieder einen Augenblick Glück hat,
nicht bis Ende Mai Frankreich verlassen haben sollten.
Lebe wohl, inniggeliebte Seele.
Ewig Dein    H. 



153. Humboldt an Caroline                    Dijon, 7. April 1814

Napoleon ist abgesetzt, liebe Li, und seine Familie und Nach-
kommenschaft alles Erbrechtes verlustig erklärt. Das
Senatuskonsult steht im Moniteur vom 4. April, und
das große Trauerspiel, das am 18. Brumaire begann, ist daher
wieder geendet, um, wie man hoffen muß, einer glücklichen und
ruhigen Zeit Platz zu machen. Da Du alles selbst lesen wirst,
vielleicht noch ehe Du diese Zeilen empfängst, so wiederhole ich

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