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[   Band 4 Brief 137:    Humboldt an Caroline    Chatillon, 8. März 1814   ]


darum, weil, da ich Castlereagh kenne, ich mir sein Gesicht denken
kann, wenn ich ihm ganz ernsthaft eine Insel für Dich abforderte.
Nur im Archipelagos hat er nichts zu befehlen.
Bernstorff *) freue ich mich auch zu sehen. Der Arme tut mir
sehr leid. Es ist mehr als traurig in jetziger Zeit, einem Lande
anzugehören, das rein unglücklich geworden und wenigstens seine
Regierung nicht einmal von Schuld freisprechen kann.
Allein auch er selbst war in seinen Räsonnements selten auf
einem ganz richtigen Wege. Er ist überhaupt einer der wunderbaren
Menschen, an denen man mit Recht vieles und beinah alles Einzelne
loben kann und muß, und denen doch zum Handeln, zum theoretischen
Leben, zum gesellschaftlichen Umgang, zum häuslichen Beglücken,
ja endlich zum eigenen Glück immer gerade das fehlt, was die Sache
nun eben recht machen würde. Er gleicht darin denen, die immer
auskommen würden, wenn sie nur 100 Taler mehr hätten. Dies
Urteil sieht vielleicht hart aus, aber ich kenne Bernstorff nun so
unendlich lange und irre mich schwerlich in ihm.
Du tust sehr recht, von der Schweizerreise noch nicht zu sprechen,
sage nur, daß Du Deine Güter besuchst. Deine Güter haben auch
das Treffliche, daß man ihnen von mehr als einer Seite beikommen
kann, und sie also Vorwände zu vielen Reisen geben.
Papa und Mama, wenn sie noch von uns wissen, würden
finden müssen, das sie sich recht in uns geirrt haben. Beide haben
gewiß geglaubt, daß wir Tegel und Deine Güter gar nicht achten,
sondern bald verkaufen würden. Und nun haben wir alle noch und
haben für Thalebra und Auleben in wenig Jahren Schwierigkeiten
in ihrer Verfassung gehoben, an denen Papa sein ganzes Leben
umsonst gearbeitet hat.
Überhaupt tut mir Papas Tod noch jetzt manchmal sehr leid.
Ich bin ihm immer gut gewesen, da er etwas sehr Mildes hatte,

———
*) Vgl. S. 36.

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