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[   Band 4 Brief 119:    Humboldt an Caroline    Altkirch, 23. Januar 1814   ]


119. Humboldt an Caroline                Altkirch, 23. Januar 1814

Man tut immer doch dasselbe in der Welt, liebe Li. Da
sitze ich nun wieder wie vor 17 Jahren in Frankreich
und störe im Kamin. Ich habe einen sehr guten mar-
mornen, mit großen Chainetten mit bronzenen Löwen, und das
einzige Recht des Sieges, das ich übe, ist, das Holz nicht zu sparen.
Mein Wirt in Basel hat auch nichts dafür bezahlt genommen,
ich glaube, ich habe ihn mit der Torte beschworen.
Hier wohne ich bei einem guten, gefälligen Mann; seine
Dame, fürchterlich häßlich und gehörig alt, wollte sich mit mir
ans Kaminfeuer setzen, aber ich habe ein geschicktes Manöver ge-
macht und bin sie los geworden.
Wir sind also in Frankreich; wenn es gut geht, wie wir hoffen
müssen, denke ich es nicht zu verlassen, ohne Alexander, vielleicht
gar Paris gesehen zu haben. Daß wir als Feinde hinkommen,
darauf rechne ich nicht, aber ich sehe eben kein Hindernis, wenn
der Friede geschlossen ist, auf 14 Tage hinzugehen. Und geschlossen
muß der Friede werden, ehe wir Frankreich verlassen.
Manche Mühe wird einem jetzt die Sprache mehr machen,
doch ist der Koch mein Trost, den ich auch nun nicht von des
Jägers Seite lassen werde.
Hier wissen die gemeinen Leute noch kein Wort französisch, und
dies Land qualifiziert sich also ganz und gar zum Wiedernehmen.
Ob das noch geschehen? Wie wir zurückkommen werden? Es
ruht viel im Schoße der Götter. . . .

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