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[   Band 4 Brief 68:    Humboldt an Caroline    Teplitz, 5. Oktober 1813   ]


67. Humboldt an Caroline                       Teplitz, 4. Oktober 1813

Ich bin Dir noch nicht imstande zu sagen, liebe Li, wann
und wohin ich gehe. Heute morgen, wo wir zum
Namenstag beim Kaiser Franz waren, hieß es, er gehe
nach Komotau, allein gewiß ist es noch nicht. Ich bleibe indes, wie
ich Dir schon gestern schrieb, gewiß noch drei Tage hier. Ich wollte
es immer, und nun hat mir der Kanzler gesagt, daß die nächsten
drei Tage im Kalender mit Charitas, Fides und Spes bezeichnet
sind, und daß er solche Tage nicht reisend verbringt, und diese
Gesinnungen teile ich gern. Überhaupt werde ich immer vertrauter
mit dem alten Mann, und er wird mir mit jedem Tag werter.
Wir haben alle Abende lange und ernste Gespräche über die
wichtigsten Dinge, die jetzt vorgehen, und Gesinnungen und selbst
Ideen sind trefflich in ihm. Auch wirkt er unendlich viel Gutes.
Einige kleine Schwächen weniger oder einige Seiten mehr in ihm,
und er wäre unverbesserlich. Auch über mich hat er gestern un-
aufgefordert ein langes Gespräch mit mir gehabt, von dem ich Dir
ein andermal spreche. . . .
 

68. Humboldt an Caroline                        Teplitz, 5. Oktober 1813

Die beiden Kaiser sind nach Komotau heute abgegangen,
Metternich ist noch in Prag, Lebzeltern ist, wenn ich
mich nicht sehr irre, auch dahin abgegangen, und die
ganze Staatskanzlei ist unter Binders *) Anführung ihrem Kaiser
gefolgt. Das corps diplomatique am österreichischen Hofe hat
man nach Saaz gewiesen, keine sonderlich zweckmäßige Einrichtung.
Denn Saaz ist drei Meilen schlechten Weges von Komotau, und

———
*) Vgl. S. 62.

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