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[   Band 3 Brief 232:    Humboldt an Caroline    Wien, 3. Oktober 1810   ]


Wie der kleine Hermann nur aussehen mag. Von einem solchen
neuen Geschöpf ist es durchaus unmöglich, sich einen Begriff zu
machen. Theodor soll am 20. abends hier eintreffen.
Lebe innigst wohl, und komme bald. Gott! welch ein Augen-
blick, wo ich Dich zuerst wieder in meine Arme schließen werde.
Ewig, ewig Dein. H.


233. Caroline an Humboldt             Venedig, 9. Oktober 1810

Gestern abend bin ich glücklich hier angekommen, allerteuerstes
Herz, und obgleich es Sonntag war, empfing ich auch
glücklicherweise Deinen teuren, lieben Brief aus Wien
vom 29. September. Ein so frisches Datum hat, wenn man so
lange Zeit nicht in dem Fall gewesen ist, ein solches bekommen zu
können, etwas sehr Rührendes. Ich bin den 2. von Florenz ab-
gereist und denke übermorgen von hier nach Mestre zu gehen und
den 11. weiter. So hoffe ich, den 18. bei Dir zu sein. Nur, meine
süße Seele, ängstige Dich nicht, wenn ich auch einen Tag oder
zwei später käme. Es gibt zu leicht einen Aufenthalt entweder
mit dem Wagen oder mit den Kindern. Von Florenz hierher
haben wir keinen Unfall mit dem Wagen gehabt, uns aber in den
Plainen von Ferrara und Padua weidlich ennuyiert. Der Ab-
schied von Rauch, der uns noch ein Stück hinter Florenz begleitet
hat, hat mich sehr gerührt, und er war es bis zu Tränen.
Sollte ich in Klagenfurt kein Wort von Dir und keine Adresse
finden, wohin ich in Wien fahren soll, so bitte ich Dich, vom 17.
abends an einen sicheren Menschen am Tor auf mich warten zu
lassen. Es ist besser, er wartet, als daß ich nicht wisse, wohin.
Später wie abends 11 Uhr aber komme ich nicht, ich komme

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