< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 3 Brief 181:    Humboldt an Caroline    Berlin, 24. April 1810   ]


nicht. Ist es, weil ich eine richtige Ahndung habe, ist es nur, weil
ich es zu sehr wünsche? Darüber bin ich ganz ungewiß. In
14 Tagen wissen wir beide mehr. Lebe innigst und herzlich wohl,
Du allein Süße und Holde! Umarme alle Kinder.
Ewig Dein H.


182. Humboldt an Caroline                  Berlin, 28. April  1810

Du glaubst nicht, wie mich es quält, liebe Li, Dich so in der
Ungewißheit über unser nächstes Schicksal lassen zu müssen.
Allein die Dinge sind leider keiner Beschleunigung fähig, so
gern ich sie auch wünschte, und so tätig ich, sie zu bewirken, bin. Indes
ist jetzt der Schritt geschehen. Ich habe dem König geschrieben.
Ich leugne Dir nicht, daß ich den Schritt nicht ohne einige Be-
wegung tue. Er ist höchst entscheidend für mein Leben, und da zwischen
uns nichts Getrenntes existiert, auch für das Deine und das unsrer
Kinder; er ist es außerdem für die Sachen, die ich hier betrieb,
und die wahrscheinlicherweise größtenteils mit mir untergehn; er ist
endlich, wie die Sachen stehen, wirklich nicht gleichgültig für den
König und das Land. Ich habe daher auch noch einmal reiflich
alles überlegt, allein es ist nichts anderes zu tun. Die wenigen,
aber der Sache kundigen und mir geneigten Menschen, die darum
wissen, sind einer Meinung mit mir. Ich war es mir selbst, allen
Verhältnissen und der Sache schuldig. Ich trete jetzt mit Ehren
und auf eine edle Weise ab, je mehr man mich vermissen wird,
desto mehr wird auch mein Ausscheiden wirken, ließ ich mir da-
gegen die Usurpationen der Minister gefallen, so brachte ich mich auf
einmal um allen wichtigen Einfluß, um mein Ansehen selbst bei
denen, die dies vermutlich mit darum angestiftet haben, um mich
entweder wegzubringen, oder um nun ganz über mich gebieten zu

                                                                       381