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[   Band 3 Brief 153:    Humboldt an Caroline    Erfurt, 7. Januar 1810   ]


Welches Schicksal würden die Unterrichtssektionen und die wissen-
schaftliche Deputation haben? welches gegenseitige Verhältnis Wolf
und Süvern *)?« usf.
Das letzte bezieht sich darauf, daß Wolf und Süvern einige
Eifersucht aufeinander haben. Ich nämlich habe die Leute immer
bloß nach ihrem Talent gestellt, ohne auf die gegenseitige Un-
verträglichkeit zu sehen. Ich verlasse mich auf mich, daß ich sie
zu führen verstehen werde, und bis jetzt gelingt es mir. Du siehst
aber, daß ich es so arg gemacht habe, daß man nun auch ver-
zweifelt, wenn ich abtrete.
Daß man übrigens den Plan dieses Tausches hat, ist traurig,
und noch mehr, daß ich ihn doch selbst nicht mißbilligen kann. Denn
man wählt mich nicht, weil man mir vorzügliche Kenntnis der dahin
einschlagenden Gegenstände zutraute, sondern weil man auf meinen
Charakter, den Kopf, den man mir beimißt, das Vertrauen des
Publikums und ein gewisses Geschick, die Menschen zu behandeln,
rechnet. Die Stelle, die ich bekommen soll, wird nicht so gut durch mich
besetzt, als sie es sein sollte, und die, welche ich verlasse, weniger gut,
als sie es war. Dennoch aber, wie die Sachen jetzt stehen, muß ich
mich zum Annehmen entschließen, wenn es so weit kommt. Denn wie
es jetzt ist, geht alles unter, ein anderer ist nicht da, und wenn ich
allen Willen und alle Kräfte daransetze, was aber freilich ein großes
Opfer ist, so bin ich mir bewußt, daß ich mich dahin bringen kann,
in wenigen Monaten die Sache gut zu führen. Indes wird nichts
daraus werden. Der Finanzminister **) ist gewiß dagegen und muß
es sein, und er ist wichtiger, als die, die mich wollen. Also bin ich
vor diesem Plan nicht besorgt.

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*) Vgl. S. 146.
**) v. Altenstein stand seit Steins Abdankung an der Spitze der Ver-
waltung.

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