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[   Band 3 Brief 143:    Caroline an Humboldt     Rom, 13. Dezember   ]


sein gestorben zu sein, indessen doch nur mäßig gelitten zu haben.
Das Alter löst die Bande des Lebens sanft. Er ruhe wohl!
Wenn er noch von uns weiß, so weiß er, wie gern ich ihm die
Freude gegönnt hätte, uns noch wiederzusehen und sich der Kleinen
zu erfreuen. 
Ich werde den Kindern mit mir Trauer machen lassen. Es
ist zwar nicht römische, absolute Sitte, aber es scheint mir
anständig.
Was Du mir von Madame Motherby sagst, hat mich sehr
gefreut, daß Du einen so interessanten Umgang in Königsberg hast.
Schade, daß Du ihn nicht eher entdeckt hast. Ach, jawohl, das
einzig Tiefbewegende im Herzen sind doch Menschen, und es ist
recht unmenschlich, wenn man sie nicht zu brauchen meint oder fühlt.
Ewig Dein.


144. Caroline an Humboldt             Rom, 20. Dezember 1809

Heute morgen bin ich so glücklich gewesen, Deine beiden
Briefe vom 17. und 19. November zu bekommen, mein
teures, liebes Herz. Ich kann nach Deiner Äußerung in
einem dieser Briefe, daß Du gleich nach Erfurt gehen würdest,
wenn Papa etwas zustieße, nicht anders, wie glauben, daß Du
dort bist. Wie bedaure ich Dich aber um die Winterreise. An
allem dem bin ich nun wieder schuld. Ach, es regnet fürchterlich,
wie wirst Du auf dem Wege gelitten haben. Die arme Madame
Motherby wird recht allein sein, nachdem sie Dich verloren hat.
Werner *) ist hier angekommen, ich weiß nicht, ob ich es schon
letztens schrieb, er mißfällt mir nicht, obgleich er freilich etwas
auffallend Häßliches im Äußeren hat, er spricht einfach und

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*) Vgl. S. 60.
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