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[   Band 3 Brief 113:    Caroline an Humboldt     Albano, 15. September 1809   ]


um 2 Uhr nach Palazzuola. Der Prinz war bereits angekommen.
Die Li war sehr brav geritten, versicherten alle. Sonderbar ist
es an der Li, daß sie viel liebenswürdiger, heitrer, animierter in
Gesellschaft, als im häuslichen Kreise ist. Sie ist darinnen tout
l’opposé de sa maman. Vielleicht ändert sich das künftig,
sonst wär es nicht ganz angenehm für den künftigen Gemahl und
die Kinder, die noch im Reich der Möglichkeiten herumschwärmen.
Freilich ist die Li eine puissance im Hause. Ach ja, es wird wohl
gut sein, wenn ich wieder bei Dir bin, sonst kriegen sie mich unter.
Ich bin gar nicht stark im Herrschen und finde es viel kommoder,
beherrscht zu werden. Aber Du schützest mich dann doch, daß sie
es mir nicht zu arg machen, und machst mir auf eine so süße Art
weiß, daß ich Dich beherrsche. »Die Li«, sagst Du, »ist dann in
Schweden verheiratet«, —— man muß für nichts schwören, — aber
wenigstens nicht an den, der sie jetzt liebt, und Du sagst: »von der
Adel halten wir die Leute ab, daß sie uns nicht zu früh das Haus
verläßt«, sie aber sagt, wenn wir unter uns sind, zu Carolinen: »vi
consiglio di maritarvi presto, perchè si no, non vi lascerò
nessuno« *). Das ist ein kleiner Sasa. Und doch, bei dieser
petillanten Lebendigkeit eine Weichheit und Sentimentalität — ich
glaube Deutschland wird einen wunderbaren Effekt auf sie machen.
Gabrielle sagt: »noi andiamo nak Deuschelande« **). Adel ist viel
folgsamer wie Gabrielle, sie lebt eigentlich in meinen Augen, da
holt sie sich’s immer her, ob ich zufrieden bin oder nicht, und
wenn das Geringste ist, so küßt und schmeichelt sie so lange, bis
es vorüber ist.
Wie machst Du mich lachen mit dem Zopf. Also bist Du

———
*) »Ich rate Dir, Dich bald zu verheiraten, wenn nicht, lasse ich Dir
keinen.«
**) »Wir gehen nach Deutschland.«

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