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[   Band 3 Brief 70:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 5. Mai 1809   ]


à la chère Li. Je la prierai de s’adresser à moi, je pourrai même
lui fournir de l’argend, 10000 francs si elle en manquait. Malgré
ma pauvreté je suis riche par des amis, et je ne gagne pas mal
par le travail de mes mains.« Er sagt hernach weiter: »J’irais
moi-même à Rome, dans le moment qu’il J- eut quelque crise
qui rendit mon arrivée désirable à ta femme.« Er hofft auch
alle polnischen Kapitalien zu retten, kurz er ist immer der alte, und
wie man nicht leugnen kann, äußerst liebenswürdig. Mein Gedicht
hat er endlich bekommen.
Ewig Dein  H.


71. Caroline an Humboldt                        Rom, 3. Mai 1809

Ich hoffe, geliebtes Herz, Du hast Kohlrauschs Briefe be-
kommen, und zum Zeichen meines Lebens und Gesundheit
schreibe ich selbst. Ich habe viel in der Niederkunft ge-
litten [23. April], aber ich bin für alles belohnt durch den Anblick
des lieblichen Knaben. . . .
Ich kann Dir nicht genug sagen, wie tröstend, wie süß be-
zaubernd der Anblick des holden Kleinen auf mich wirkt. Der
Himmel wird ja ferner erbarmend sein. Es ist der Sonnenstrahl
nach dem dunklen furchtbaren Gewitterhimmel, es ist die Belohnung
meiner Tränen und meiner unaussprechlichen Sehnsucht.
So bist Du denn nach Königsberg! Für die Phantasie liegt
doch etwas noch Schmerzlicheres in einer noch größeren Entfernung.
Und Theodor ist also allein, zum erstenmal im Leben. Ach, ich
bin ohne Sorgen um ihn bei unserm guten Freund Laroche, und
doch weißt Du, meine Seele, daß man ohne Sorgen sein und doch
schmerzlich, sehr schmerzlich bewegt sein kann.
Ewig Deine Caroline.

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