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[   Band 3 Brief 46:    Caroline an Humboldt     Rom, 22. Februar 1809   ]


daran an. Grüße mir ihn tausend, tausendmal. Hat er nie mehr
Kinder als Bertha und Hellmuth gehabt oder hat auch der Tod
mit ihm geteilt, wie mit uns?
Alle die kleinen Anekdoten aus Goethes, Fernows und anderer
Leute häuslichem Leben haben mich sehr amüsiert. Man kann sich
immer etwas Tieferes aus allen solchen Kleinigkeiten abstrahieren.
Lebt denn Fernows Sohn oder ging auch er in das Land der
Schatten? Die Madame Schopenhauer hasse ich ordentlich. So
eine breite, gelehrte Dame ist ein Gräuel. Fernows Schuld bei
Dir kann man wohl im Rechnungsbuch ausstreichen? Der Tod
macht alles wett, steht schon ich weiß nicht in welchem Schillerschen
Trauerspiele. 
Ich habe in diesen Tagen ein Buch gelesen, das mich ganz
außerordentlich interessiert hat, und was ich Dich bitte, Dir in
Berlin geben zu lassen. Es ist Arndts: Ȇber die Bildung des
Menschen«. Ich kann Dir nicht sagen, wie rein es mich gestimmt
hat und wie süß mir gewesen ist, mir eigentlich bei keiner Stelle
einen auch nur leisen Vorwurf machen zu dürfen. Ich habe nur
den ersten Band hier bekommen; lies es doch und schreibe mir
ein Wort darüber. Von Anfang herein sind freilich einige matte
Stellen, schlechte Verse, allein nachher wird es besser.
Adieu, mein teuerstes Herz.


47. Humboldt an Caroline            Berlin, 25. Februar 1809

Ich bitte Dich, ja nicht wesentliche Anstalten zu früherem
Kommen zu machen. Ich bin viel ruhiger, wenn ich Dich
und die holden, lieben, kleinen Mädchen dort im Schoß
einer milden und schönen Natur weiß. Genieße sie ja, ich bitte
Dich, genieße alles, denke, wenn Du durch die Straßen fährst, daß

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