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[   Band 3 Brief 37:    Caroline an Humboldt     Rom, 25. Januar 1809   ]


ziges Werk der Kunst selbst in seiner Delabrierung. Thorwaldsen
ist für die Restauration. Er will, daß er so wie er jetzt ist ge-
formt werden soll, daß Rauch die fehlenden Sachen an den Figuren
und alle Köpfe zu modellieren soll, und daß dann die Restauration
in Marmor nach dem Gipse gemacht werden soll. Zoëga will nicht
einmal, daß die Ränder und Ornamente, die recht schön sind,
restauriert werden sollen, nicht einmal die Löcher zugemacht, alles,
sagt er, ist merkwürdig. Nun bitte ich Dich, schreib doch Deine
Meinung und Willen. Bei Franzoni ist ein sehr schöner Bacchus,
an dem Leib, und ein halber Schenkel, das andere Bein beinahe
bis zum Schienbein ganz, und aus sehr schönem Marmor himmlisch
gearbeitet. Er verlangt 183 und für die vollkommene Restaurierung
120 Skudi. Wenn man Geld hätte, hätte ich gekauft, und vielleicht
für 150 das antike Stück bekommen.
Adieu, meine teure Seele, bis Sonnabend.


38. Humboldt an Caroline               Berlin, den 28. Januar 1809

Der Winter, liebe Li, hat seit gestern eine andere, noch
lieblichere Gestalt angenommen. Bisher war harter Frost
bis 19° und unendlicher Schnee, es schneite tagelang un-
aufhörlich. Jetzt ist plötzlich Tauwetter eingefallen und die Straßen
schwimmen in Wasser.
Aus Königsberg ist nichts Wichtiges gekommen. Dohna hat
mir zwar geschrieben; er bittet und beschwört mich, anzunehmen,
und man sieht dem Briefe deutlich an, daß er schon durch das
bloße Gerücht meines Abschlagens der Verzweiflung nahe ist. Ich
habe ihm sehr freundschaftlich geantwortet, ihm aber gesagt, ich

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