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[   Band 3 Brief 36:    Humboldt an Caroline    Berlin, 24. Januar 1809   ]


Wesen, und für die Kinder ein großer Trost. Einige wollen
mich schlechterdings in meiner neuen Stelle zum Minister haben.
Da die meisten lieber unter einem Minister stehen als einem Geh.
Staatsrat, so sind alle, die künftig mir untergeordnet wären, dafür.
Beyme selbst hat, ehe er wegging, geäußert, er hielte es für gut.
Aber ich glaube nicht, daß es geschehen wird, weil der König per-
sönlich einmal nicht mehr Minister will. Wenn dennoch etwas dazu
führen könnte, so wäre es meine jetzige abschlägige Antwort.
Andere wollen mich zum Gesandten in Paris, noch andere in
Wien. Ich für mein Teil beharre bei meiner schlichten Hoffnung,
daß ich nach Rom zurückkehre. Was mich auf jeden Fall beruhigt,
ist, daß es sichtbar genug geworden sein muß, daß ich wenigstens
nichts gesucht und mich zu nichts gedrängt habe.
Berlin ist zu einem Dorf geworden. Es gibt kaum noch
Wagen, man geht an Hof zu Fuß im Frack, und wenn man etwas
bekannt ist, in Stiefeln. Die Waden der Beine sieht man selten.
Bei Diners und Soupers brennt man Talg. Doch kommt nie-
mand aus. Rom ist eine lebendige Stadt gegen Berlin! Erfurt
rivalisiert! Adieu! Ewig, ewig Dein H.


37. Caroline an Humboldt                  Rom, 25. Januar 1809

Teuerster Wilhelm!
Nachdem zwei Augsburger Posten ausgeblieben waren, habe
ich heute das Glück gehabt, Deine beiden lieben Briefe
vom 28. Dezember und 4. Januar zu erhalten. Ich
sehnte mich recht nach Nachrichten von Dir. Nach allem, was Du
mir in einem früheren Briefe schriebst, müßte ich die nähere Be-
stimmung der Ernennung in Berlin erwarten. Nur was mich sehr

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