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[   Band 3 Brief 7:    Humboldt an Caroline    Nürnberg, den 7. November 1808   ]


Sinn dafür, so müßte sie sich z. B. näher und enger mit Dir
verbunden haben, und würde nicht gerade durch das in Dir ange-
zogen worden sein, was, wie liebenswürdig es auch macht, und
wie verdienstlich es ist, doch nur zufällig in Dir bleibt. Ich habe
so oft und tief gefühlt, wie im edelsten Sinne des Wortes deutsch
Du bist, und wie sich in Dir klar und bestimmt zeichnet, was die
Grundlage des Besten und Höchsten in unserm Denken und Empfinden
ist. Ich kann gewiß mit Unparteilichkeit behaupten, daß sich nie
vielleicht eine allgemeine Form in einem Einzelnen so rein und voll-
kommen ausgesprochen hat, als deutsche Weiblichkeit in Dir. Wäre
ich nur jetzt bei Dir, teure Seele, denn Dich zu mir kann ich nicht
wünschen. Nein, bleibe ja unter jenem schönen Himmel und ge-
nieße ihn recht. Ich komme wieder zu Dir. Die Pferde machen
keinen Schritt vorwärts, ohne daß ich ihn in Gedanken nicht schon
wieder zurück mache, und dann reise ich viel schneller, und finde
Dich Deiner Entbindung nah und wir freuen uns beide des
Kleinen, mit dem ja der Himmel uns endlich einen bleibenden
Segen verleihen wird.   Ewig Dein H.


8. Caroline an Humboldt                  Rom, den 10. November 1808

Ich habe Dir mit der gestrigen Post nicht geschrieben und Dir
für Deinen zweiten, mir so unendlich teuren Brief aus
Venedig gedankt, teuerster Bill, und eigentlich weiß ich
keine Ursache dafür anzugeben, als daß ich mit den Kindern den
ganzen Abend gespielt und gesprochen habe. Adelheid bat so
rührend, daß ich es auch nicht anders konnte. Man kann der
Adelheid nichts abschlagen, sie wird auf eine unbegreifliche Weise
immer mehr der Liebling aller Hausgenossen und aller Menschen,

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