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[   Band 2 Brief 127:    Humboldt an Caroline    Rom, 12. Januar 1805   ]


beschreiblich. Wenn ich den Tag Deiner Ankunft weiß und kann,
so komme ich Dir vielleicht eine oder ein paar Posten, allein oder
mit den Kindern, entgegen. Umarme die Kinder.
Ewig, ewig Dein H.


128. Caroline an Humboldt                 Modena, 18. Januar 1805,
                                                    morgens 11 Uhr

Wir sind soeben glücklich hier angekommen, liebster Wilhelm,
und ich gebe diese Zeilen hier auf die Post, weil ich sie
zu versäumen fürchte, wenn ich Dir morgen von Bologna
aus erst schreibe. Wir haben 36 Stunden in einem elenden Wirts-
hause vor dem Faro verlieren müssen, weil Montag ein so unbändiger
Schnee und Regen gefallen war, daß der Strom vor Parma so an-
geschwellt war, daß er die Schiffbrücke mitgenommen hatte. Als
wir Dienstag nachmittag an den Fluß kamen, war keine Überfahrt,
wir wollten in Parma schlafen und mußten statt dessen in einer
Osteria hart am Flusse bleiben, und zwar Dienstag nachmittag und
Mittwoch den ganzen Tag. Mittwoch nachmittag fuhren einige Wagen,
worinnen französisches Militär war, durch den Strom, da das Wasser
sehr abgelaufen war, und durch dieses Beispiel angefeuert, wagte unser
Vetturin gestern morgen ein gleiches. Wir fuhren nebst zwei anderen
Vetturinwagen, die unsere Avantgarde bildeten, glücklich durch. Nun
sind diese Art Abenteuer nicht mehr zu befürchten. Morgen bleiben
wir nur so lange in Bologna, als nötig ist, um Pässe und Gesundheits-
scheine visieren zu lassen und Deine Briefe abzuholen, und setzen wo-
möglich nachmittags unsre Reise nach Ancona fort. Ich kann nicht
genau den Tag unserer Ankunft bestimmen. Immer hoffe ich, daß
der 28. der späteste Termin ist. Ängstige Dich nicht, wenn es auch
einen Tag oder zwei länger dauern sollte. Treffe ich die Post, so
schreibe ich noch einmal.

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